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Berlin: Neunjähriger kam vom Spielen nie zurück - Am Donnerstag beginnt das Gerichtsverfahren

Es war ein Sonnabend, als sich Marina von ihrer Mutter verabschiedete, um noch ein bisschen auf den Spielplatz zu gehen. Doch die Neunjährige aus Adlershof kehrte am Abend nicht wieder heim.

Es war ein Sonnabend, als sich Marina von ihrer Mutter verabschiedete, um noch ein bisschen auf den Spielplatz zu gehen. Doch die Neunjährige aus Adlershof kehrte am Abend nicht wieder heim. Und so begann am 10. Juli 1993 für ihre Mutter die Zeit der Ungewissheit. Erst ein Jahr später fand ein Nachbar eher zufällig die Leiche ihrer Tochter: zugedeckt mit einem Laken, auf dem Dachboden eines Mietshauses, nur etwa 100 Meter von der eigenen Wohnung entfernt.

Sieben Jahre nach dem Mord könnte nun unter den Fall Marina Erner zumindest juristisch ein Schlussstrich gezogen werden. Am morgigen Donnerstag beginnt vor dem Moabiter Kriminalgericht der Prozess gegen Christian C. Der Staatsanwalt ist sicher: Der 39-Jährige hat im Juli 1993 Marina in die dritte Etage seines Hauses in der Dörpfeldstraße 13 gelockt, hat sie auf dem Dachboden missbraucht, vergewaltigt und anschließend erdrosselt. Bei der Polizei hat der 39-Jährige die Vorwürfe stets bestritten. Ein Urteil wird deshalb nicht vor Ende Juni nicht erwartet.

Als Marina an jenem Tag nicht vom Spielplatz zurückkehrte, begann in Adlershof eine fieberhafte Suche. Damals wollte eine Zeugin das Kind auf dem Spielplatz an der Schneckenburger Straße gesehen haben, dazu einen Mann, der auf einer Bank nervös eine Zigarette rauchte. Der Hinweis half der Polizei nicht weiter. Bei einer großangelegten Suchaktion wurden die gesamte Köllnische Heide und nahezu alle Abrisshäuser durchkämmt - bis auf das Gebäude in der Dörpfeldstraße 13, in dem später ein Nachbar die Leiche fand. Die Polizei hatte es ausgelassen. Das Haus sei abgeschlossen gewesen, und für eine Durchsuchung habe keine rechtliche Handhabe vorgelegen, sagten die Ermittler.

Im Juli 1993 lebte Christian J. noch in der Dörpfeldstraße 13. Das Haus stand damals fast leer. Die meisten Mieter waren ausgezogen, weil es saniert werden sollte. Ein Anwohner machte dann den grausigen Fund, als er bei seinem Umzug eine auf dem Dachboden abgestellte Couch holen wollte: auf einer Liege lag ein Kinderskelett.

Das Bettlaken, in das die Leiche gewickelt war, soll die Ermittler auf die Spur des Angeklagten geführt haben. An ihm haftete ein altes, bereits verblichenes Reinigungsschild. Man konnte den Zettel kaum lesen, und doch wurde er Christian J. zum Verhängnis, weil er die Verbindung zwischen ihm und Marina schaffte. In zeitraubender Kleinarbeit gelang es der Kripo, die dazu gehörige Wäscherei ausfindig zu machen. Nachdem die Beamten Tausende Zettelchen des Betriebes überprüft hatten, stießen sie schließlich auf den Kunden Christian J., Anschrift Dörpfeldstraße 13. Der Mann war bereits ins Visier der Polizei geraten, als man Marina auf dem Dachboden gefunden hatte. Die Beweislage war damals aber derart mager, dass die Polizei ihn wieder ziehen lassen musste.

Der Staatsanwalt dürfte es nun nicht leicht haben. Denn beim Prozess um den Kindsmord gibt es nur Indizien, wenige Spuren und keine Tatzeugen.

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