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Das Tor der Gedenkstätte Sachsenhausen.

© Sophia Kembowski/dpa

"New York Times" berichtet aus der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen: Eine Unterrichtsstunde in "nie wieder"

Einblick von außen: Für eine Reportage begleitet die "New York Times"-Korrespondentin Katrin Bennhold eine Berliner Schulklasse beim Besuch in der Gedenkstätte im KZ Sachsenhausen.

Die Debatte um verpflichtende KZ-Besuche schlägt international Wellen. "Eine Unterrichtsstunde in 'nie wieder'", titelte die New York Times am Donnerstag. Für die Reportage begleitete "NYT"-Korrespondentin Katrin Bennhold eine Berliner Schulklasse beim Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg. Anlass war Vorschlag von Berlins Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), KZ-Besuche zur Pflicht zu machen.

Geschichte zu unterrichten sei schwieriger geworden, erklärt Geschichtslehrer Jakob Hetzelein der "Times". Seine Unterrichtseinheiten über die Nazizeit hätten gedämpften Eifer bei den Zehntklässlern hervorgerufen.

Bei einer Probeabstimmung hatten einige seiner Schüler für die AfD gestimmt, ein Junge hatte vor kurzem ein Hakenkreuz auf die Jacke eines Mitschülers gekritzelt, ein anderer Hitler nachgeahmt - zwei Finger für den Bart und den rechten Arm gehoben. "Und dann gibt es Mahmoud und Ferdous, Flüchtlinge aus Ägypten und Afghanistan, wo antiisraelische Ressentiments in Antisemitismus und manchmal Holocaust-Leugnung umschlagen", schreibt die Autorin.

Der "radikale" Vorschlag Cheblis komme zu einer Zeit, in der Deutschland mit dem schleichenden Anstieg von zweierlei Antisemitismus zu tun habe und der die jüdische Gemeinschaft einmal mehr nervös mache. Die Autorin unterscheidet zwischen dem Antisemitismus von Neonazis, die durch den Einzug der AfD in den Bundestag ermutigt würden, und dem Antisemitismus von Muslimen.

Es gebe Bedenken, dass durch die Aufnahme von über einer Millionen Immigranten, die meisten von ihnen aus dem Mittleren Osten - viele von ihnen Muslime -, unbeabsichtigt Brutstätten einer neuen Art des Antisemitismus entstehen könnten. Einer, der sich hinter den Ungerechtigkeiten des Israel-Palästina-Konflikts tarne, aber auch oftmals auf alte, hasserfüllte Stereotype beziehe, schreibt Bennhold. Als Beispiel erwähnt sie etwa die Verbrennung einer Israel-Fahne am Brandenburger Tor im Dezember 2017.

Immerhin: Die Schülergruppe von Jakob Hetzelein stimmte nach dem Besuch in Sachsenhausen ab - ob ihre Kinder eines Tages auch mal eine KZ-Gedenkstätte besuchen sollten. Von 22 waren 21 dafür. Auch die Rechten, auch jene mit arabischem Hintergrund. (Tsp)

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