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New Yorker Museum: Guggenheim zieht’s an die Kastanienallee

Das New Yorker Museum will in Prenzlauer Berg vorübergehend eine Dependance errichten. Dort sollen Architekten, Künstler und Wissenschaftler Ideen für die Stadt der Zukunft entwickeln.

Das Projekt ist streng geheim, noch will sich offiziell keiner der Beteiligten dazu äußern. Aber hinter vorgehaltener Hand bestätigten mehrere Eingeweihte, dass auf das Viertel rund um die Kastanienallee in Prenzlauer Berg große Dinge zukommen: Auf einem Parkplatz am nördlichen Ende der weit über Berlin hinaus bekannten Flaniermeile soll im Frühjahr 2012 ein temporärer Bau des New Yorker Guggenheim-Museums entstehen.

Dieses Gebäude, das von dem japanischen Architekturbüro Bow-Wow entworfen wird, soll die vorübergehende Heimat des internationalen Projekts „BMW Guggenheim Lab“ sein, bei dem Kreative und Wissenschaftler „Ideen für das urbane Leben“ der Zukunft diskutieren, wie es in einer Beschreibung heißt. Die Website „Prenzlauer Berg Nachrichten“ hatte am Donnerstagabend gemeldet, dass die Kastanienallee einer von mehreren weltweit ausgewählten Orten für das Projekt sein soll, am Freitag bestätigten mehrere Beteiligte die Pläne. Offiziell wollen sich die Veranstalter aber erst am 6. Mai dazu äußern, für den Tag ist eine Pressekonferenz in New York geplant, sagte BMW-Sprecher Thomas Gierst. Betsy Ennis, Sprecherin des Guggenheim-Museums, teilte dem Tagesspiegel mit, sie könne „zum jetzigen Zeitpunkt“ die Informationen nicht offiziell bestätigen.

Was in der temporären Dependance des Museums in Prenzlauer Berg, das in Berlin auch eine Galerie Unter den Linden betreibt, konkret passieren soll, lässt sich bislang nur erahnen. Das Berliner Projekt soll teil eines „globalen Zukunftslabors“ sein, dessen Konzept kürzlich in New York vorgestellt wurde: Drei Architekturbüros sollen mobile Strukturen bauen, die über die Dauer von sechs Jahren Städte in verschiedenen Kontinenten bereisen sollen, wie unter anderem in der Zeitschrift „Art“ zu lesen war. Die „Labs“ bestehen aus Architekten, Designern, Künstlern, Wissenschaftlern, Technologen und „Querdenkern“. Mit Workshops, Lesungen und Performances sollen die Bewohner der jeweiligen Stadt einbezogen werden, um „Visionen für die Herausforderungen des städtischen Lebens“ der Zukunft zu liefern. Am Ende soll im New Yorker Guggenheim-Museum eine Ausstellung mit den Ergebnissen stattfinden.

Für den Bezirk Pankow wäre es „eine große Ehre und ein großer Gewinn“, Gastgeber dieses Vorhabens zu sein, sagte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) am Freitag. Das Guggenheim-Projekt zur Zukunft der Städte könnte auch die aktuelle Debatte um die Zukunft der Kastanienallee befruchten, hofft er. Denn der umstrittene Umbau der Straße wird von manchen als exemplarisch für die Schwierigkeiten gesehen, unterschiedliche Interessen von Stadtbewohnern in Einklang zu bringen. Zwar kann auch Kirchner offiziell noch nicht mehr über die Pläne auf dem landeseigenen Grundstück zwischen Kastanienallee und Schönhauser Allee sagen. Aber zumindest kann er bestätigen, dass die Senatskanzlei von Klaus Wowereit (SPD) beim Bezirk angefragt habe, ob man sicherstellen könne, dass im geplanten Zeitraum Anfang 2012 keine größeren Baustellen das Vorhaben verhindern. Das sagte Kirchner gerne zu, deswegen wird der in diesen Tagen beginnende Umbau der Kastanienallee in veränderter Reihenfolge der Bauabschnitte durchgeführt, damit dem Guggenheim-Projekt am oberen Straßenende nichts im Wege steht.

Die Gegner des umstrittenen Straßenumbaus kritisieren, dass wegen des Guggenheim-Projekts „auf Wunsch des Senates der Bauablauf komplett umgekrempelt wurde, ohne dass Anwohner darüber informiert oder angehört wurden“, wie Severin Höhmann sagt, SPD-Kandidat für das Abgeordnetenhaus und einer der Kritiker des Straßenumbaus. Das stärke aus seiner Sicht den Widerstand gegen den Umbau weiter. Voraussichtlich in vier Wochen soll das seit langem geplante Bürgerbegehren der Initiative „Stoppt K21“ mit der Sammlung von Unterschriften starten, Ihr Ziel ist es, die bisherigen Umbaupläne zu stoppen.

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