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Berlin: New Yorkerin eröffnete im Geburtshaus des Vaters einen Laden für Klaviere

"Bondy Piano" steht in der West 45th Street in Manhattan an einer Ladentür. Dahinter verkaufen Heidi C.

"Bondy Piano" steht in der West 45th Street in Manhattan an einer Ladentür. Dahinter verkaufen Heidi C. Franke-Bondy und ihr Mann Peter Bondy "rund um die Uhr" Klaviere und Flügel. Spezialisiert sind sie auf gebrauchte Instrumente der Marke Yamaha und Kawai, die sie direkt aus Japan nach New York importieren. Seit kurzem haben die Klaviere und Flügel einen weiteren Weg - in Prenzlauer Berg kann der Musikfreund sie jetzt auch kaufen.

An dem hell ins Wintergrau leuchtenden renovierten Eckhaus an der Zelter- / Meyerheimstraße hinter dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee bringt die Aufschrift "Bondy Piano, New York - Berlin" an der gläsernen Geschäftstür einen Hauch von weiter Welt in den Kiez. Wer zu den schwarz glänzenden Instrumenten rein will, muss sich vorher allerdings telefonisch anmelden: 447 34770. "In New York ist das auch so, da haben wir beste Erfahrungen damit", sagt Karsten Krumnow. Der kam nicht aus Amerika, sondern fuhr den 157er-Bus durch Berlin, bevor er hiesiger Manager des Klavierverkaufs wurde. Den Job bei der Bondy Piano GmbH verdankt er einer entfernten Verwandten, besagter Heidi Franke-Bondy aus Manhattan.

Ob Krumnow nun ihr Cousin zweiten oder dritten Grades ist, weiß diese selbst nicht so genau, "wir haben immer noch Verwandte in Berlin", sagt die New Yorkerin. Über ihr Berliner Standbein freut sie sich, "nicht nur wegen der schönen Yamahas und Kawais, die man sich wirklich leisten kann", vor allem wegen ihrer nun "lebenslangen Verbindung nach Prenzlauer Berg", wurde doch ihr Vater Werner Paul Franke im Jahre 1920 in der Meyerheimstraße 17 geboren. 1927 suchten seine Eltern in New York ihr Glück. Dass heute Heidi Franke-Bondy so gut Deutsch spricht, verdankt sie aber auch ihrer Mutter Katharina, die lernte ihr Vater Werner Paul Franke 1945 als amerikanischer Soldat in Österreich kennen. Obwohl schon als Siebenjähriger nach Amerika gekommen, zog es ihn später immer wieder nach Prenzlauer Berg, auch zu DDR-Zeiten kam er zu Besuch.

Ein Foto im Familienalbum von 1972 zeigt das damals grauverwitterte Eckhaus, Eingang Meyerheimstraße 17. Dass die Frankes hier einmal einen Laden haben könnte, ahnte die Tochter damals natürlich nicht. Und noch vor einem Jahr träumte Heidi Franke-Bondy mit ihrem Mann von einer Filiale in Venedig. In diese ihre liebste Stadt reisen sie mindestens drei Mal jährlich, und den Löwen im Wappen von Venedig haben sie sogar als Symbol für ihr Geschäft gewählt. Aber dann kam alles anders.

Im Februar 1999 weilte das Ehepaar in Berlin und wollte dem 80-jährigen Werner Paul Franke nach New York Fotos von seinem Geburtshaus mitbringen. Das sanierte Gebäude erkannten sie kaum wieder. Und dann entdeckten sie das Schild "Laden / Büro zu mieten". "Da wussten wir plötzlich, dass genau hier unser zweiter Laden sein sollte, hier in Prenzlauer Berg, im Geburtshaus meines Vaters", sagt Heidi Franke-Bondy. In der Erinnerung ist sie noch immer aufgeregt über diesen Zufall, damit so eine Art Rückkehrer zu werden. Wie oft hatte sie in New York gehört, wie die Schwester ihres Vaters rief: "Ich möchte lieber in Berlin sein". "Wenigstens wohnt der Sohn meiner Tante Renate seit Jahren in Berlin - allerdings in Berlin, Connecticut", scherzt die blonde New Yorkerin. In der Zelterstraße 10 in Prenzlauer Berg hat Heidi Franke-Bondy inzwischen die Nachbarn mit den Berliner Wurzeln von "Bondy Piano, New York" bekannt gemacht - mit einer kleinen Fotoausstellung ihrer Familiengeschichte im Laden.

Heidemarie Mazuhn

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