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Berlin: Nicht alle Brünnlein fließen: Senat und Bezirke streiten sich Wirtschaftsverwaltung setzt auf privaten Großsponsor Das gefällt nicht allen. Deshalb fehlt so manche Fontäne

In manchen Bezirken plätschert es seit dem Wochenende wieder sommerlich, in anderen bleiben die Brunnen trocken. Das enttäuscht nicht nur viele Bürger, auch der Senat hat dafür kein Verständnis.

In manchen Bezirken plätschert es seit dem Wochenende wieder sommerlich, in anderen bleiben die Brunnen trocken. Das enttäuscht nicht nur viele Bürger, auch der Senat hat dafür kein Verständnis. Denn die Trockenzeit ist meist selbst verschuldet: Während einige Bezirke zahlungskräftige Sponsoren wie das Unternehmen Wall mit ins Boot geholt haben, die die Brunnen finanzieren und dafür Werbeflächen bekommen, lehnen andere solche Tauschgeschäfte aus grundsätzlichen Überlegungen ab – haben aber auch nicht genug eigenes Geld für die Brunnen.

Aus Sicht der Landesregierung handeln die Bezirke falsch. „Wir appellieren an alle, Angebote privater Sponsoren in Anspruch zu nehmen, um die Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen“, sagte Christoph Lang, Sprecher von Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS), dem Tagesspiegel. Er war privat zur Inbetriebnahme des Brunnens auf dem Schöneberger Viktoria-Luise-Platz gekommen und lobte die Vereinbarung des Unternehmers Wall, die dieser mit Schöneberg-Tempelhof, Spandau und Pankow vor zwei Jahren getroffen hat: 44 Brunnen betreibt das Unternehmen, für die Kosten von 200 000 Euro jährlich stellen die Bezirke im Gegenzug zehn Werbetafeln kostenlos zur Verfügung. „Ein Deal, von dem beide Seiten profitieren“, lobt Lang.

Dennoch lehnten die anderen Bezirke ab, als ihnen das Unternehmen vor zwei Jahren das gleiche Angebot machte. „Herr Wall will ja nicht einfach selbstlos die Brunnen sponsern, sondern sich ins Stadtbild einkaufen“, sagt die Grünen-Baupolitikerin im Abgeordnetenhaus Barbara Oesterheld aus Kreuzberg. „Er hat zu weit gehende Ansprüche, an welchen prominenten Plätzen seine Werbung platziert sein soll.“ In Kreuzberg-Friedrichshain gehen daher nur fünf von 20 Brunnen in Betrieb, und auch das nur befristet. Findet sich zum Beispiel für den Strausberger Platz kein Sponsor, wird dort in drei Wochen das Wasser wieder abgestellt.

Der Bezirk Mitte, von dem es früher zuweilen hieß, er lehne das Sponsoring ab, damit er glaubhafter seine Finanznot demonstrieren und mehr Geld vom Senat fordern kann, hat sich inzwischen die Werbefirma Ströer als Förderer für seine Brunnen gesichert.

In Steglitz–Zehlendorf bleiben vorerst die Fontänen am Mexikoplatz und der Märchenbrunnen am Zehli-Eck ohne Wasser. Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) will nicht noch einen Pakt mit Wall schließen: „Wir haben immer noch nicht alle Standorte für die Werbetafeln gefunden, die wir der Firma im Tausch für neue Toilettenhäuschen versprochen hatten“, stöhnt er. Stattdessen sucht der Bezirk Mäzene, die ohne Gegenleistung für Brunnen stiften.

Wirtschaftssenator Wolfs Sprecher Lang hat dafür nur wenig Verständnis. „Aber wir können keinen Bezirk zu seinem Glück zwingen.“ Sollte der eine oder andere Baustadtrat es sich angesichts des drohenden trockenen Sommers doch noch anders überlegen, hätte er zumindest bei Großsponsor Wall heute schlechte Karten. Das machte der Unternehmer gestern am Viktoria-Luise-Platz deutlich: Er freue sich sehr über die Bezirke, die damals sein Angebot angenommen haben. „Für die anderen ist der Zug abgefahren.“

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