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Berlin: Nicht das Typische – das Beste

Am Donnerstag öffnet die Ausstellung „Kunst in der DDR“. Die Macher erheben den Anspruch einer erschöpfenden Darstellung von 40 Jahren. Gezeigt werden soll aber nur, was gut war

Die DDR ist wieder in. Bei Wolfgang Beckers Film „Good bye, Lenin“ war es die Alltagskultur, die auferstand, jetzt plant die Neue Nationalgalerie eine Ehrenrettung der Hochkultur. Mit der Ausstellung „Kunst in der DDR“ wollen die Macher zeigen, „was in 40 Jahren an wichtigen Positionen in der DDR entstanden ist“. Doch mit so einhelligem Lob wie Filmemacher Becker dürfen die Kuratoren nicht rechnen: Am Donnerstagabend öffnet die Schau, die Diskussion über die Auswahl von Künstlern und Werken hat schon längst begonnen.

Das, was man eigentlich mit DDR-Kunst verbindet, wird in der Neuen Nationalgalerie nicht zu sehen sein: der sozialistische Realismus. Augenfälliges Beispiel ist das Haus des Lehrers am Alexanderplatz, zurzeit von Planen verdeckt. Der Erschaffer der Fassade, Walter Womacka, kritisierte gegenüber dem Tagesspiegel, dass er von den Kuratoren nicht berücksichtigt worden ist: „Dann ist es eben keine typische DDR-Ausstellung mehr.“ Es sei falsch, jetzt auf die „damaligen Außenseiter“ zurückzugreifen.

Bekannte Namen wie Willi Sitte oder Bernhard Heisig sind allerdings vertreten, wenn auch nicht mit ihren umstrittensten Werken. „Ideologisch gefärbte Massenkunst“ wollen die Kuratoren Roland März und Eugen Blume nicht dabeihaben. Statt dem Bekanntesten das Beste, so lautet ihr knappes Credo.

Dazu zählt nach ihrer Ansicht auch der in Berlin lebende Via Lewandowsky. Der 40-Jährige trat in der Endzeit der DDR erstmals in Erscheinung und genießt mittlerweile internationales Ansehen. Was die Ausstellungsmacher zusammengetragen haben, bezeichnete Lewandowsky als eine „gruselige Good-bye-Leninisierung“.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ hat er außerdem davor gewarnt, eine winzige Nische mit Bedeutung aufzupumpen. Die Realität sei eben eine andere gewesen: „Dem Publikum wurde so lange und in einer solchen Ballung eine bestimmte Sorte von Kunst verabreicht, bis sie andere Stile und Themen gar nicht mehr als Kunst wahrgenommen haben.“

Um ihrem Anspruch gerecht zu werden, einen erschöpfenden Abriss von 40 Jahren Kunst in der DDR zu zeigen, hat die Nationalgalerie fast 400 Werke von 145 Künstlern der Gattungen Malerei, Zeichnung, Collage, Skulptur, Fotografie und Film zusammengetragen. Mit großem Andrang ist zu rechnen, wenn es der Schau nicht ergeht wie manchem Vorgänger: In Weimar wurde 1999 eine Ausstellung zur DDR-Kunst frühzeitig abgebrochen, eine Retrospektive mit Werken von Willi Sitte in Nürnberg wurde vor zwei Jahren erst gar nicht eröffnet.

„Kunst in der DDR“ ab Donnerstag, 20 Uhr bis 26. Oktober in der Neuen Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50 am Kulturforum.

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