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Berlin: Nicht der Unterricht, die Sprache war strittig - Diskussion mit Werthebach und John

Auf Deutsch oder auf Türkisch - das war die Frage des Abends. Eigentlich war das Thema der Veranstaltung am Dienstag jedoch allgemeiner gefasst - die CDU hatte zur Diskussion über das Thema "Integration und Islamunterricht" geladen.

Auf Deutsch oder auf Türkisch - das war die Frage des Abends. Eigentlich war das Thema der Veranstaltung am Dienstag jedoch allgemeiner gefasst - die CDU hatte zur Diskussion über das Thema "Integration und Islamunterricht" geladen. Dazu saß neben neben Innensenator Eckart Werthebach und der Ausländerbeauftragten Barbara John auch ein Vertreter der Islamischen Föderation auf dem Podum. Doch nicht der Religionsunterricht, den die auch unter Muslimen umstrittene Gruppe nach einem über 20 Jahre währenden Rechtsstreit möglicherweise schon nach den Sommerferien an Berliner Schulen erteilen darf, geriet zum Zankapfel. Im Mittelpunkt stand die Frage, in welcher Sprache ein zukünftiger Islamunterricht, der alle Schattierungen dieser Konfession umfasst, abgehalten werden soll.

John und Werthebach zeigten sich gegenüber einem islamischen Religionsunterricht an Berliner Schulen grundsätzlich aufgeschlossen, stellten allerdings auch Bedingungen. Die Ausländerbeauftragte brachte sie auf eine Formel - der Unterricht müsse "in deutscher Sprache, von hier ausgebildeten Theologen und unter Kontrolle des Staates" stattfinden, Werthebach betonte, die Inhalte müssten verfassungskonform sein.

Im Hinblick auf die Islamische Förderation ergänzte der Sprecher des Deutsch-Türkischen Forums der Berliner CDU, Celil Senman, diese umfasse nur ein bestimmtes Spektrum von hier lebenden Muslimen, und das sei unzureichend. Dennoch könne man "die Föderation beglückwünschen, dass sie eine längst überfällige Diskussion angestoßen hat." Burhan Kesici, Vertreter der Föderation, gab sich versöhnlich und lud alle islamischen Gruppen zur Zusammenarbeit ein. Das Gespräch mit dem zahlreich erschienenen türkischen Publikum drehte sich tatsächlich kaum um die Föderation und ihre umstrittene religiöse Ausrichtung - Kritik traf vielmehr den Vizepräsidenten der Türkischen Gemeinde zu Berlin, Tacettin Yatkin.

Er forderte, dass der Religionsunterricht in türkischer Sprache durchgeführt werden müsse. "Bausteine der Kultur" seien Religion und Sprache, pflichtete ihm ein Zuhörer bei, und türkische Kinder sollten wenigstens den Religionsunterricht noch in der Sprache ihrer Eltern erhalten, "als Brücke zwischen der türkischen und deutschen Gesellschaft." Dies traf auf scharfen Widerspruch: "Ich finde das seltsam, Herr Yatkin", sagte ein anderer, "es heißt doch Islamunterricht und nicht Türkischunterricht." Im übrigen würden dann Muslime anderer Herkunft - etwa Ägypter oder Marokkaner - ausgeschlossen. Viel Beifall gab es darum für den Vorwurf gegen Yatkin, er lege eine "egoistische Haltung" an den Tag.

Die Kluft zwischen ihm und Burhan Kesici von der Islamischen Föderation - die ihren Unterricht übrigens auf Deutsch abhalten will - wurde gegen Ende der Aussprache besonders deutlich, als Yatkin die Islamische Föderation als "aus dem Ausland gesteuert" bezeichnete. Der Ausländerbeauftragten entging die Spannung nicht - sie erklärte, an dem Abend "etwas gelernt" zu haben: "Offenbar geht der Streit darum, welche Gruppe das Monopol über den Religionsunterricht erhält - aber es wird kein Monopol geben." Kurt Wansner, der für die Kreuzberger CDU im Abgeordnetenhaus sitzt, kündigte weitere Diskussionen zum Thema an.

jom

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