zum Hauptinhalt

Berlin: Nicht die Mama

Simone Hofmann ist Chefin der Fête de la Musique

Manchmal sagen Kollegen „Mama Fête“. zu ihr. Das findet Simone Hofmann nicht so toll. Okay, sie hat die Fête de la Musique nach Berlin geholt, und irgendwie ist die FreiluftVeranstaltung auch ihr Baby. Aber Mama Fête? Das macht so alt. Und mit 40 kann wohl keine Rede davon sein. Seit zehn Jahren organisiert die Kultur- und Eventmanagerin die Fête, die heute wieder über die Bühne geht. Im Dezember 1994 hatte sie von der Idee gelesen und war begeistert. Ursprünglich kommt das Konzept aus Frankreich. Dort organisierte der damalige Kultusminister Jack Lang 1982 einen Tag der öffentlichen Musik. Jeder konnte sich mit einem Instrument auf die Straße stellen und musizieren. Seitdem gibt es das Fest, dass immer zur Sommersonnenwende am 21. Juni stattfindet, in vielen Ländern.

In Berlin fanden Simone Hofmanns Kollegen aus dem Kulturbereich das Konzept zwar nett, aber ziemlich abwegig. Die Deutschen könnten gar nicht feiern wie die Franzosen, sagte man ihr. Und überhaupt: Musik an allen Straßenecken, und das zum Teil mitten in der Woche, wie soll das gehen? „Da muss man besessen sein und reden können“, sagt Simone Hofmann. Inzwischen ist das Fest in Berlin etabliert. Rund 50 Bühnenbetreiber beteiligen sich jedes Jahr, die Besucherzahl hat sich um die 100000-Marke eingependelt.

Das Herz der Fête schlägt in einem Erdgeschossbüro in der Schönhauser Allee. Allerdings ganz ruhig. Von Hektik keine Spur. Diese Ruhe kommt mit der Erfahrung, sagt sie. Dabei hat es durchaus aufregende Zeiten gegeben. 2001 zum Beispiel, als die öffentliche Förderung der Fête auf 24000 Euro gekürzt wurde, und Simone Hofmann sich entscheiden musste: Soll ich aufhören? Sie hat den internationalen Austausch von Musikern gestrichen, und weitergemacht. Die Musiker kommen heute von selbst. Jedes Jahr bekommt ihr Büro mehr Bewerbungen, als auf den teilnehmenden Bühnen Platz ist. In diesem Jahr wird beispielsweise an 41 Orten musiziert.

Simone Hofmann besitzt die Namensrechte an der Fête. Aber das Fest gehört nicht ihr, sagt sie. In fünf bis sieben Jahren will sie ein Konzept erarbeiten, damit die Fête ohne einen zentralen Organisator weitergehen kann. Das ist ihr Traum: Die Fête soll es auch noch in 20, 30 Jahren geben. Simone Hofmann hat noch eine Vision: Sie sitzt, im Altersheim, in einem Stuhl auf dem Balkon. Es ist der 21. Juni, und sie wippt ein wenig zur Musik, die unten auf der Straße gespielt wird. Dann darf man sie aber Mama Fête nennen. cof

Mehr zum Thema im Internet unter

www.fetedelamusique.de.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false