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Abgesackt. Regenschäden haben die Situation auf der Avus noch verschärft.

© dpa

Berlin: Nicht nur auf der Avus: 300 Baustellen bremsen Berlin

Sogar die Feuerwehr hat Schwierigkeiten durchzukommen ADAC fordert Nachtarbeit an der A 115. Die Verkehrsverwaltung lehnt ab

Die schlechte Nachricht für Autofahrer: Derzeit gibt es über 300 Straßenbaustellen, die den Verkehr mehr oder weniger stark bremsen, davon allein im Zentrum rund 50. Die gute Nachricht: Mit Ende der Sommerferien sollen rund 100 der Baustellen wieder verschwinden. Auf der Avus (A 115) soll es von Donnerstagnachmittag an immerhin wieder zwei – allerdings schmale – Fahrspuren geben. Um die durch den heftigen Regen verursachten Schäden zu beseitigen, wurde der Streckenabschnitt zwischen Dreieck Funkturm und Spanischer Allee in der Nacht zu Mittwoch stadtauswärts komplett gesperrt. Befürchtete Staus auf der Umleitung blieben bis zum späten Abend aus, Probleme hatten höchstens Ortsfremde, da die Ersatzroute nicht ausgeschildert war. Der letzte Pkw wurde um Punkt 21.15 Uhr auf die Avus gelassen, danach riegelte eine Kolonne aus Baustellenfahrzeugen die Strecke ab. Um 5 Uhr morgens sollte auf dem Abschnitt wieder eine Spur freigegeben werden.

Der Stau auf Berlins Straßen lässt zunehmend die Feuerwehr aufstöhnen. Sie wird bei ihren Einsätzen zum Teil dadurch aufgehalten. „Der Stau gehört inzwischen zum Alltag“, sagt Feuerwehrsprecher Wolfgang Rowenhagen. Die meisten Fahrer würden staugefährdete Abschnitte meiden, wo immer es gehe, sagt Rowenhagen. Entweder führen sie dann auf Nebenstraßen oder sie machten sogar einen kleinen Umweg, um am Ende doch schneller zu sein.

Problematisch wird es, wenn sich der Verkehr kurz vor dem Ziel der Einsatzkräfte staut und es keine Ausweichmöglichkeit mehr gibt, so wie vor kurzem auf der verstopften Seestraße, einem wichtigen Zubringer zum Rudolf-Virchow-Klinikum in Wedding. Weil auf der anschließenden Stadtautobahn seit Monaten gebaut wird, ist die Seestraße meist dicht.

So wie seit dem Wochenende auch die Avus stadtauswärts. Im dortigen Baustellenbereich wurde auf einem zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Hüttenweg und der Havelchausseebrücke die rechte Fahrspur, die eigentliche Standspur, so unterspült, dass am Sonnabend die Fahrbahn teilweise wegbrach, auch weil hier schwere Lastwagen fahren müssen. Die Fahrbahn wurde deshalb seither gesperrt. Vor dem Nadelöhr, wo die Autos sich auf eine Fahrbahn einfädeln müssen, bildeten sich im Berufsverkehr kilometerlange Staus. Am Montagmorgen standen die Fahrzeuge vom Hüttenweg bis auf die Stadtautobahn am Dreieck Funkturm, die Fahrtzeit verlängerte sich um eine Stunde. Am Dienstagmorgen war es dann „entspannter als erwartet“, sagte ein Mitarbeiter der Verkehrsmeldezentrale. Direkt vorm Hüttenweg habe es zwar zähen Verkehr, aber kaum Stau gegeben. Am Mittag berichten Autofahrer auf dem Rasthof Grunewald nur von geringer Verzögerung.

Etwa 60 000 Fahrzeuge rollen täglich über die einstige Rennstrecke, sagt Mathias Gille von der Stadtentwicklungsverwaltung – wegen der Sommerferien sind das etwa 30 000 weniger als sonst. Beim nächsten starken Regen könnten andere Teile der Avus unterspült werden, befürchtet Jörg Becker vom ADAC. Er fordert, rund um die Uhr zu arbeiten. „Nachtarbeit im Wald ist möglich, da muss auch kein Lärmschutz beachtet werden“, sagt Becker. In anderen Bundesländern werde auch mit Flutlicht durchgearbeitet. „Das kann die Bauzeit um bis zu ein Drittel verkürzen.“

Die Stadtentwicklungsverwaltung lehnt Nachtarbeit aus Sicherheitsgründen, wegen Umwelt- und Lärmschutz ab, sagt Sprecher Gille. Zudem gebe es Lieferprobleme, etwa bei Asphalt oder Beton. Zudem ließe das Arbeitsrecht es nicht so einfach zu. Von der Baufirma Oevermann wollte sich dazu niemand äußern. Sollte es dem Unternehmen gelingen, schneller als von der Verwaltung geplant die Arbeiten zu beenden, gibt es eine Prämie. Nach derzeitigem Stand soll die Baustelle im November 2013 aufgehoben werden. Die Avus wird zwischen Dreieck Funkturm und der Spanischen Allee grundlegend erneuert. Mit Ausnahme des letzten Bauabschnitts soll es dabei stets zwei Fahrspuren pro Richtung geben.

Dass in der Stadt an zahlreichen Stellen fast nebeneinander gebaut werde, lasse sich auch mit einer Koordination der Arbeiten nicht verhindern, sagte Gille. Bei der Fülle von reparaturbedürftigen Straßen sei dies unvermeidbar. 25 Millionen Euro Sondermittel können dieses Jahr ausgegeben werden, um die Winterschäden zu beseitigen. In Zukunft soll es gleich mehr Geld im Haushalt für die Straßen geben. „Dann lassen sich die Arbeiten auch besser koordinieren“, hofft Gille.

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