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Berlin: Nicht nur meckern

Jugendliche haben mit „Jobber de Luxe“ eine Arbeitsvermittlungsstelle für Gleichtaltrige gegründet

Knallbunte Graffitibilder an den Wänden, Jugendliche, die gut gelaunt zusammensitzen, dauernd klingeln Handys. Die Jobvermittlungsagentur „Jobber de Luxe“ in der Karl-Liebknecht-Straße sieht aus wie ein Jugendzentrum. Tatsächlich besteht die Crew aus sechs jungen Leuten, sie arbeiten ehrenamtlich und vermitteln Minijobs an junge Arbeitslose und Schüler. Gut 90 Jugendliche bis 25 Jahren haben sich schon registrieren lassen, um bei Umzügen, im Haushalt oder in Kneipen auszuhelfen.

Seit November letzten Jahres gibt es die Agentur, bisher wurden 20 Jobs vermittelt: „Für uns zählen auch die kleinen Erfolge, das Wichtigste ist für uns, aktiv zu sein und nicht nur zu meckern“, sagt Daniel Plaisant, einer der pädagogische Begleiter des Projektes. Er beobachtet ein viel höheres Selbstbewusstsein bei seiner Crew. Zu deren Aufgaben gehöre auch, mit Arbeitgebern zu verhandeln und für Agentur und Jobber zu werben. Jens Mewis, mit 23 der Älteste im Team, betrachtet den Einsatz für „Jobber de Luxe“ als Investition in seine Zukunft. „Hier kann ich kreativ sein, außerdem ist es nützlich für später und macht sich gut im Lebenslauf“, sagt der gelernte technische Zeichner, der derzeit Sozialhilfe bezieht. Jahrelang hat er mit Jugendlichen gearbeitet und DJ-Workshops gegeben, deshalb kennt er die Probleme junger Arbeitsloser. „Die meisten sind total enttäuscht vom Arbeitsamt und fühlen sich überhaupt nicht ernst genommen.“ Hier sei das anders, nicht zuletzt, weil die Crew viele der Jobsuchenden persönlich kennt.

Demnächst wollen die Macher von „Jobber de Luxe“ unter dem Titel „Miniprofis“ Seminare anbieten, um ungelernte Jobsuchende zu qualifizieren. Unterricht für den Gastronomiebereich, für das Reparieren von Fahrrädern oder Computern, für professionelles Babysitting und Barkeeping sind geplant. Auch das läuft unbürokratisch und über Eigeninitiative: Den Dozenten fürs Cocktailshaken will Jens Mewis organisieren, schließlich kennt er sich als DJ aus in den Clubs. Wenn alles gut läuft, werden die Jobsuchenden dann fit sein für den nächsten größeren Auftrag einer Firma, die Abibälle ausrichtet.

Neben Firmen sind es bisher vor allem Privatpersonen, die junge und kostengünstige Hilfe suchen, wie kürzlich eine alte Dame, die ihren DVD-Player nicht selbst anschließen konnte. Auch zum Computerinstallieren, zum Fensterputzen oder zum Streichen werden die jungen Leute gerne gerufen. Ein angenehmer Nebeneffekt grade für Privatpersonen ist die kostenlose Vermittlung.

Noch ist „Jobber de Luxe“ ein buchstäblich junges Projekt, von der unsicheren Finanzierung bis zum Wackelkontakt im Telefon alles andere als perfekt. Solange sie das Büro weiter fast mietfrei nutzen können und die Jugendlichen motiviert sind, sieht es gut aus für das Projekt. Daniel Plaisant jedenfalls ist zuversichtlich: „Wir sind ein bunter Haufen, und wenn es irgendwelche Probleme gibt sind wir flexibel und ändern eben etwas. Die Hauptsache ist für uns, nicht einfach nur rumzusitzen, sondern etwas zu tun.“

Jobber de Luxe, Karl-Liebknecht-Straße 13, im BerlinCarré (hinter Foto Wegert); Mo., Mi. und Do. 16-18 Uhr, Tel. 40044448

Judith Hyams

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