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Berlin: Nicht rauchen, nicht essen, nicht weglaufen

Stunden bevor „Der große Q“ über den längsten Laufsteg der Welt geht, werden die 500 Mannequins gestylt. Dann gilt: stillsitzen bis zum Auftritt

Für Nicht-Models und Nicht-Designer, für ganz normale Leute also, ist hier kein Durchkommen. Eigentlich. Doch wer mit Claus Pöhland im Schlepptau das Gebäude betritt, kann rein – ins „Fittinghaus“. So nennt Pöhland, Initiator der „Coral Fashion Show“, besser bekannt als „Der Große Q“ – das Haus der ehemaligen Oberfinanzdirektion am Ku’damm / Ecke Schlüterstraße. Hier stylten am Sonnabend schon Stunden vor dem großen Open-Air-Modespektakel, das mit einem 1111 Meter langen Laufsteg im Guinness-Buch steht, 50 Visagisten und 40 Frisöre die 500 Models.

In den gemieteten Altbauräumen herrscht das kleine Make-up-Chaos: überall Tuben mit Schminke, Lippenstifte, Puderquasten, Pinsel und zerknüllte Kosmetiktücher. Schon für die Proben auf dem Laufsteg um 14 Uhr müssen die Models geschminkt sein. „Normalerweise bekommen sie ein Abend-Make-up von uns“, sagt Chef-Visagistin Christine Püschel. Einige Designer veranlassen aber auch einen „speziellen Look“: eine Träne, die übers Gesicht kullert beispielsweise. Nebenan tränt zwar noch nichts, doch der schneidende Ton der Head-Set tragenden Anweiser steht messerscharf im Raum. „Schneller aufstellen!“ oder „Mir nach!“ Und die vielen weißrussischen Models parieren. Im Hintergrund schäumen, wachsen, kneten und drapieren die Frisöre das Haar der Mannequins im Fließband-Tempo. „150 der Models sind aus Weißrussland, 30 aus St. Petersburg“, sagt Pöhland. Mit ihnen arbeitete er gern zusammen. Sie seien „disziplinierter und verstehen das Ganze als richtigen Beruf“. Sind sie auch preiswerter? Nein, sagt Pöhland, die Gagen seien so hoch wie die der deutschen Models, nur die Reisekosten kämen noch hinzu. Um größere Katastrophen im Fittingraum zu vermeiden, haben die Veranstalter vorsorglich alle paar Meter Hinweiszettel mit dem Titel „Was Models dürfen“ aufgehängt. Fertig angezogen dürfen sie „nicht rauchen, nicht essen, nicht sitzen, nicht weglaufen“. Das wiederum dürften alle Mannequins verstanden haben – egal welcher Herkunft: Die Schilder sind zweisprachig. Tanja Buntrock

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