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Der DB-Servicestore am Anhalter Bahnhof, in dem Sebastian Noack arbeitet, musste während der Nord-Süd-Tunnel-Sperrung vier Monate schließen. Jetzt macht ihm der GDL-Streik das Geschäft kaputt.

© Tagesspiegel/Henrik Pomeranz

Nicht zu früh freuen: Ladenbesitzer im Nord-Süd-Tunnel sind enttäuscht

Kaum ist der Nord-Süd-Tunnel wieder passierbar, kündigt die GDL ihren bislang längsten Streik an. Dabei hatten sich die Ladenbesitzer an den S-Bahn-Stationen endlich wieder auf Kundschaft gefreut. Für sie bedeuten Bauarbeiten und Streiks massive Umsatzeinbußen, teilweise sogar den Verlust ihrer Arbeit.

Für die Ladeninhaberin Tran Thi Chung ist es eine absurde Situation: Nachdem der Bahnverkehr im Nord-Süd-Tunnel am Montag nach vier Monaten Sperrung gerade wieder normal angelaufen ist, steht einen Tag später schon der Streik der Lokführer bevor.

Weniger Reisende, weniger Einnahmen

Wieder heißt das für sie und die anderen Ladenbesitzer an den S-Bahnhöfen zwischen Yorckstraße und Gesundbrunnen: Weniger Reisende und somit weniger Einnahmen. Die 29-Jährige, die das Floristikgeschäft „Blumen Vanessa“ im S-Bahnhof Potsdamer Platz führt, sagt, dass 60 Prozent ihrer Kunden Laufkundschaft seien, die in dieser Woche wohl größtenteils wegfallen werde. „Es war ein kleiner Schock für mich, als ich am Sonntag erfahren habe, dass es nach der langen Sperrung nun schon wieder fast keinen Verkehr geben wird“, sagt Chung.

Ohne S-Bahn, keine Arbeit

Eine Station weiter am Anhalter Bahnhof ist die Lage ähnlich. Sebastian Noack steht heute zum ersten Mal wieder hinter seinem Verkaufstresen im DB Servicestore. Wegen der Tunnelsperrung musste sein Chef den Laden zwischen Januar und April schließen und Noack entlassen. Jetzt könne er zwar wieder arbeiten, Kunden würden in dieser Woche aber wohl nur wenige vorbeikommen. „Ich bin froh, wenn ich nach der langen Pause und der Woche Streik endlich wieder richtig mit der Arbeit loslegen kann“, so Noack.

Sein Chef, der Ladenbesitzer Torsten Hübner, sieht die Situation für sich sogar als existenzgefährdend an. Neben dem Geschäft im Anhalter Bahnhof betreibt er auch den DB Servicestore am Nordbahnhof. Obwohl während der Zeit der Sperrung kein Ersatzverkehr zum Nordbahnhof fuhr, habe er dort die volle Miete zahlen müssen. Auch beim Streik würde er von der Bahn keinen Cent bekommen. „Das ist für die Bahn juristisch alles immer höhere Gewalt“, sagt er. „Und dafür müssen sie dann nicht aufkommen.“

Henrik Pomeranz

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