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Berlin: Nicht zu hassen ist gar nicht so einfach

Die Enkelin von Mahatma Gandhi spricht heute in Berlin

Eigentlich fastet Ela Gandhi am Geburtstag ihres Großvaters, aus Respekt vor seiner Bescheidenheit. Heute geht das nicht, da ist sie im Rahmen der Asien-Pazifik–Wochen beim Regierenden Bürgermeister eingeladen. „Ich bin gerne in Deutschland“, sagt die 62-Jährige, „besonders in Berlin. In Südafrika kommen Schwarze und Weiße zusammen, um ihr Land zu bauen, hier sind es Ost und West.“ Sie lebt in Durban, Südafrika, wo auch Mahatma Gandhi 20 Jahre lang gegen den dort herrschenden Rassismus kämpfte – gewaltlos natürlich.

Trotz der herbstlichen Temperaturen trägt sie Sandalen zu ihrem Sari, ihre Brille ist etwas schief. „In den Zeiten von Konsum und Terror sind Gandhis Ideale von Bescheidenheit und Selbstbeherrschung besonders wichtig.“ Bis Januar saß sie im südafrikanischen Parlament. Jetzt hat sie sich entschlossen, als Sozialarbeiterin in den Townships zu arbeiten. Wie ihr Großvater übt sie sich darin, niemanden zu hassen. Es gelingt ihr nicht immer. „Ich hasse manchmal Leute, auch wenn ich weiß, dass es falsch ist“. Die Apartheid-Regierung setzte sie acht Jahre lang unter Hausarrest, zu unerwünscht waren ihre Versuche, die Diskriminierung der Schwarzen und Inder zu bekämpfen. Nach 19 Uhr durfte sie das Haus nicht mehr verlassen, am Wochenende nie. Oft habe sie die Polizisten, die ihr Kontrollbesuche abstatteten, hasserfüllt angesehen. Das ist 20 Jahre her. „Heute bin ich vielleicht schon ein Stück weiter und kann meine Emotionen besser kontrollieren“, sagt Ela Gandhi. „Aber ich sage Ihnen, es ist ein langer Weg“.

Donnerstag Abend erzählt Ela Gandhi, was sie von ihrem Großvater gelernt hat, 18 Uhr, Rotes Rathaus, Großer Saal. Eintritt frei.

Freia Peters

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