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Berlin: Nichts für Schnellsprecher

Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

Die Flughafengesellschaft sucht „für den BBIAusbau“, wie ich las, „Ingenieure für den Hoch- und Tiefbau sowie für Gepäckförderanlagen“. Fein, dass die Flughafengesellschaft Arbeitsplätze zu vergeben hat. Doch warum für den „BBI-Ausbau“? Und was sind „Gepäckförderanlagen“?

Gleich zwei Mal haben wir es in einem Satz mit sinnwidrigen sprachlichen Verkürzungen zu tun, wie sie uns häufig begegnen. So werden ständig „Vier-Augen-Gespräche“ geführt, Gespräche unter vier Augen. Man fragt sich, wieso der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) ausgebaut werden soll, obwohl er noch gar nicht existiert. Wenn er aber endlich irgendwann, so Gott will, gebaut und in Betrieb ist, wird ganz gewiss das Gepäck der Passagiere befördert. Es ist nicht anzunehmen, dass das Gepäck wie eine Investition mit staatlichen Mitteln gefördert wird. Folglich können nur Gepäckbeförderungsanlagen gemeint sein. Aber das ist ein etwas längeres Wort, nichts für Schnellsprecher.

Mit den Wortschöpfungen ist es überhaupt so eine Sache. „Angesichts der Tatsache, dass in Berlin inzwischen 14 000 Einelternfamilien leben, ist eine an der klassischen Zweielternfamilie orientierte Förderung realitätsfremd und diskriminierend“, heißt es in einem Antrag der Grünen im Abgeordnetenhaus zum Familienrabatt bei Eintrittspreisen von Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Jeder hat Eltern, nicht wahr, Vater und Mutter, ein Elternpaar. Im Duden steht, dass „Elter“ fachsprachlich für ein Elternteil steht. Das hört sich auch nicht besser an als Ein- und Zweielternfamilien oder Alleinerziehende. Es ist eben nicht immer einfach, dem Zeitgeist mit dem treffenden Begriff Rechnung zu tragen.

Ein Beispiel für sinnlose Verkürzungen war auch in der parlamentarischen Fragestunde zu hören. „Welche Lösungsschritte wurden für konkrete Probleme verabredet, die bislang zwischen beiden Ländern ungeklärt waren?“, fragte die Abgeordnete Karin Seidel-Kalmutzki (SPD) den Senat. Es ging um die Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg. Wie mühsam müssen doch „Lösungsschritte“ auf sprachlich verkrüppelten Beinen sein. Leichtfüßig macht man Schritte zur Lösung der Probleme. Die kann man sich übrigens sparen, wenn es Probleme „waren“, denn über Erledigtes braucht man nichts zu verabreden. Doch offensichtlich „sind“ die Probleme zu lösen.

Kommt uns das Sprachgefühl abhanden? Ein Rundfunkreporter, der über die Trauerfeier für Max Schmeling berichtete, sprach vom „Festakt“. Der Moderator wiederholte fröhlich diesen Begriff. Es war direkt makaber. Auch ein Festakt ist feierlich, aber der Anlass ist ein freudiger, was man von der Trauerfeier nicht sagen kann. Ach, es ist ja nicht mehr feierlich, was man sich alles anhören muss.

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