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Berlin: Nie mehr ohne meinen Smoking - Gute Kleidung und viel Prominenz

Die Veränderungen im Gesellschaftlichen, die das Hauptstadt-Syndrom mit sich bringt, wirft Probleme noch da auf, wo man sie nie erwartete. Vor wenigen Jahren noch, unterstellen wir mal, kannte die überwältigende Mehrheit der hiesigen Männer einen Smoking nur vom Hörensagen, und wenn es einen doch mal zum Presseball verschlug, ging man zum Kostümverleiher.

Die Veränderungen im Gesellschaftlichen, die das Hauptstadt-Syndrom mit sich bringt, wirft Probleme noch da auf, wo man sie nie erwartete. Vor wenigen Jahren noch, unterstellen wir mal, kannte die überwältigende Mehrheit der hiesigen Männer einen Smoking nur vom Hörensagen, und wenn es einen doch mal zum Presseball verschlug, ging man zum Kostümverleiher. Jetzt dagegen ist sogar schon bei einer Filmpremiere - immerhin, der Titelheld trägt Brioni - Smoking erwünscht, und wenn sich auch nicht alle bei 007 im Kosmos daran gehalten haben, die Mehrheit eben doch. Und die anderen juxten eher, als dass sie sich ärgerten oder genierten, spekulierten über das großartige Argument für eine Gehaltserhöhung, das ihnen mit der neuen Kleiderordnung unverhofft zugeflogen sei.

Es gibt auch eine weibliche Seite des Problems. Die Damen durften bei der Wahl ihrer Garderobe darauf vertrauen, dass die Hostessen sich nie und nimmer unterständen, mit ihnen zu konkurrieren. Das kleine Schwarze war das Äußerste, was vom Personal zu befürchten war, jede "Lady in Red" war auf der sicheren Seite. Nun, auch diese Regel, so zeigte der Abend, gehört der Vergangenheit an.

Der 19. Bond also, nach der offiziellen Zählung. Oder der 20., nimmt man Sean Connery in "Sag niemals nie" dazu. An diesem Abend freilich ist das eine müßige Frage, dürfte es für die Mehrheit des hochexklusiven Publikums ohnehin der erste Bond gewesen sein. Unternehmer Hartwig Piepenbrock immerhin erinnerte sich hinterher bei der Party gerne an "Goldfinger", war sowieso mehr als als mancher andere berufen, an der Premiere teilzuhaben, bewohnt er doch die Villa Lemm, wo einst der britische Stadtkommandant, gewissermaßen Bonds Kollege, sein Domizil hatte.

Logisch, dass der britische Botschafter, Sir Paul Lewer, gekommen war, um Pierce Brosnan, Denise Richards, Claude-Oliver Rudolph, Regisseur Michael Apted und Produzent Michael G. Wilson die Honneurs zu machen. Sein amerikanischer Kollege, John C. Kornblum, war natürlich auch da, ebenso selbstverständlich Shawne Fielding, derzeit mehr inoffizielle Botschafterin der Schweiz als nur die Gemahlin des Gesandten.

Rund 100 Namen zählte die VIP-Liste, die Isa von Hardenberg und ihre jungen Damen für die Premiere und die anschließende Party im Doppelzelt auf dem Schlossplatz zusammengestellt hatte, und soweit man dies in der Überfülle von Smokings und Abendkleidern beurteilen konnte, lag die Trefferquote ziemlich hoch. "Hast ja wieder alles verstanden mit deinem Russisch", flaxte Dunja Rajter mit Vadim Glowna, Wolfgang Menge, der vor dem Film noch vergeblich nach geschüttelten Martinis Ausschau gehalten hatte, dürfte angesichts der flinken Tablettpüppchen voll und ganz zufrieden gestellt sein. Nur Claude-Oliver Rudolph, der auf der Bühne geulkt hatte, auch er hätte Brosnan gerne mal geküßt, sah in die Röhre. Der Kuss des schönen Pierce ging an die Verlobte.

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