zum Hauptinhalt

Berlin: Nie wieder auf die Bühne!

Zur Premiere von „Mitten ins Herz“ kam auch Hauptakteur Hugh Grant Er spielt einen ehemaligen Popstar – und kann doch weder tanzen noch singen

Nein, Andrew Ridgeley hat er nie getroffen, Hugh Grant schüttelt den Kopf. Andrew who? Nicht mehr vielen ist der bekannt, einst die zweite Hälfte von „Wham!“, aber anders als bei George Michael hat es mit der Solokarriere nicht geklappt – wie auch Alex Fletcher vom Duo „PoP“, Hugh Grants Alter ego in seiner neuen Komödie „Mitten ins Herz – ein Song für dich“, musikalisch in den Achtzigern stecken geblieben ist.

Gestern war Premiere, wurde unterm Sony-Dach am Potsdamer Platz wieder mal der rote Teppich ausgerollt, diesmal für Hugh Grant. Als besonderen Deko- Gag für den Abend hatten die Party-Macher eine überdimensionale Klavier-Tastatur nachbauen lassen. Später sollte es weiter gehen zum Soda Club in der Kulturbrauerei.

Ein amüsanter Abend also, nur auf eines musste man vergeblich warten: einen leibhaftig Klavier spielenden, singenden und tanzenden Hugh Grant. Anders als Kollegen wie Will Smith, Bruce Willis oder selbst Jürgen Vogel hat der Brite keinerlei Amibitionen zum Bühnenstar, wie er am Nachmittag beim Interview im Regent Hotel versicherte. Ein wenig angetrunken sei er gewesen, als er Marc Lawrence, Regisseur und Drehbuchautor von „Mitten ins Herz“, die Zusage gab. Er könne kein Instrument spielen, weder singen noch tanzen, habe keine Musik in der Seele, hatte er diesem beim ersten Vorstoß beschieden. Aber als dann zu vorgerückter Stunde noch ein Anruf kam und der Regisseur seinem Wunschkandidaten eröffnete, er könne einen aus der Mode gekommenen 80er-Jahre-Popstar mimen, fand Hugh Grant die Idee unwiderstehlich komisch, ließ sich beschwatzen – und bereute es bitter, nun zum „internationalen Gespött“ geworden, wie Grant mit britischem Understatement flachst.

Jedenfalls sagt er das in lockerem Geplauder, ein Routinier für Wortwitz und treffsicher platzierte Übertreibungen, und so muss man wohl auch den Ledermann mit Peitsche nicht allzu wörtlich nehmen, der bei den Klavierstunden immer dabeigestanden habe, auch nicht den Cocktail aus Whisky und den Tranquilizern seiner von Flugangst geplagten Freundin, der sich vor dem ersten Tanzeinsatz als notwendig erwies. „Express yourself“, hatte der Trainer ihm geraten, sonst zuständig für Shows von Britney Spears oder Christina Agulilera, ein Profi mit Basecap und tiefhängender Jeans – und dagegen er selbst, „ein grimmiger, mittelalterlicher Engländer“. Nichts passierte, zwei Minuten lang stand er gelähmt, ich hatte nichts auszudrücken“. Erst mit dem Zaubertrank hat es geklappt: „Plötzlich war ich ein Tier.“

Gleichwohl sind die Musikstile des Films noch immer nicht das, was Grant privat hört – weder die Songs der Britney Spears & Co. nachempfundenen Pop-Prinzessin, die dem Ex-Star eine neue Chance gibt, noch dessen Retro-Rhythmen. Er selbst bevorzugt Weltmusik.

Und doch kann er, trotz aller Widrigkeiten , jetzt mit gutem Gewissen von sich behaupten: „Ich fühle mich wie ein Popstar.“ Denn der Soundtrack – „and it’s me, it’s mostly me“ – verkauft sich sehr schön: Nr. 1 in Amerika, Nr. 1 bei den Downloads von iTunes und auch bei Amazon. „Ich verkaufe mehr Platten als Justin Timberlake“, triumphiert Grant und grinst jungenhaft wie eh und je. Aber noch einmal und nun real auf die Bühne treten – nie im Leben! „Ohne meine Maschinen kann ich nicht singen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false