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Berlin: Nikolai Kinski im Interview: "Ich habe meinen eigenen Stil"

Heute wird eine wiederentdeckte frühe Autobiografie Klaus Kinskis in Berlin vorgestellt. Mit dabei: Nikolai Kinski, sein heute 25-jähriger Sohn.

Heute wird eine wiederentdeckte frühe Autobiografie Klaus Kinskis in Berlin vorgestellt. Mit dabei: Nikolai Kinski, sein heute 25-jähriger Sohn. Er war ein Jahr alt, als sich seine Mutter Minhoi von Kinski trennte. Danach hatte der Sohn weiterhin sehr engen Kontakt zum Vater, bis zu dessen Tod 1991. Der 25-jährige Nikolai Kinski lebt heute in Kalifornien und arbeitet als Theater- und Filmschauspieler in Low-Budget-Produktionen. Im Moment ist er in Berlin zu Besuch. Kommende Woche wird er gemeinsam mit seiner Mutter in Frankfurt (Main) eine große Kinski-Schau zum 75. Geburtstag und zehnten Todestag des Schauspielers eröffnen.

Kennen Sie den Text der Autobiografie Ihres Vaters?

Kaum. Ich kann leider kein Deutsch. Aber ich lerne es! Ich habe mir vor einer Woche ein Buch gekauft: "Deutsch lernen in 15 Minuten täglich". Ich will eines Tages die Texte meines Vaters im Original lesen.

Was bedeutet es Ihnen, dass die Werke Ihres Vaters in Deutschland so etwas wie ein Revival erleben?

Es ist fantastisch. Ich bin sehr begeistert, dass ich dabei sein kann, diese neue Akzeptanz meines Vaters mitzuerleben. Ich freue mich, dass sein Vermächtnis jetzt auf diese Weise gewürdigt wird.

Wie meinen Sie das?

Zehn Jahre nach seinem Tod können die Leute endlich akzeptieren, dass mein Vater ein Künstler war - und nicht nur jemand, der Schlagzeilen mit Skandalen macht. Er war zu Lebzeiten wohl einfach eine zu starke Persönlichkeit, um ausschließlich als Künstler anerkannt zu werden. Jetzt ist die Zeit dafür reif: Mit Ben Beckers Vertonung der Gedichte ebenso wie mit der großen Schau in Frankfurt.

Sie sind selbst Schauspieler. Sie haben mit Ihrem Vater im Film "Kinski Paganini" gespielt, als Sie elf Jahre alt waren. Welche Erinnerung haben Sie an jene Zeit?

Es war eine unglaubliche intensive Zusammenarbeit. Das hat mein Leben wohl geprägt. In dem Dokumentarfilm "Babyboy" über meinen Vater und mich, der demnächst Premiere hat, kann man das sehr gut sehen. Da gibt es eine Szene, in der er mich herumkommandiert. Er rief wie verrückt: "Mach es so, mach es so". In wenigen Sekunden durchströmten mich damals unzählige Gefühle, von Angst bis zum Wunsch, ihn glücklich zu machen.

Viele Menschen erinnern sich an Ihren Vater als Berserker, als wild und unbeherrscht. Haben Sie ihn auch so erlebt?

Natürlich war er einerseits eine sehr übermächtige Persönlichkeit, aber ich habe ihn auch als jemand in Erinnerung, der voller Liebe ist und mich äußerst vorsichtig behandelt hat. Er hatte einen großartigen Sinn für Humor und konnte sehr fröhlich sein. Das kommt in dem öffentlichen Bild, das man von ihm hat, nur wenig vor.

Was empfanden Sie, als Sie den Film "Mein liebster Feind" sahen, in dem Klaus Kinski als genial, aber wahnsinnig dargestellt wird.

Ich fand den Film lächerlich. Die Beziehung zwischen Herzog und meinem Vater hat mich schon fasziniert. Herzog ist eben der perfekte Masochist, der eine hohe Leidensfähigkeit hatte - und das passte zu meinem Vater. Aber ich konnte das alles nicht ernst nehmen. Der Film war mir zu gekünstelt.

Sie haben in einem Theaterstück in New York den "Nosferatu" gespielt. Ein Versuch, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten?

Nein. Es war eher ein Zufall. Der Regisseur wählte mich aus, ohne zu wissen, dass ich Kinskis Sohn bin. Ich trug damals noch den Geburtsnamen meines Vaters, Nakszynski. Erst später habe ich ihn in Kinski verändert. Das Stück "Nosferatu" war kein Remake des Films! Die Inszenierung war in einem völlig anderen Stil. Ich sah darin eine Chance, einerseits etwas wiederaufzunehmen, was mein Vater geprägt hat - und andererseits zu zeigen, dass ich meinen eigenen Stil habe.

Kennen Sie den Text der Autobiografie Ihres Vaters

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