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Polizeibeamte sind bei einem Einsatz im Görlitzer Park unterwegs.

© dpa

Nimmt die Angst im Park zu?: Polizei plant Umfrage zu „subjektivem Sicherheitsgefühl“

Die Zahl der Straftaten in Berlin sinkt seit 2015. Vereinzelte Gewalttaten erschüttern jedoch das Vertrauen der Bürger. Wie stark wirkt sich das aus?

Von Fatina Keilani

Die Zahlen sind das eine, das Gefühl ist ein anderes. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sinkt die Zahl der Straftaten in Berlin seit 2015. Nach dem Gefühl jedoch kann jedem und jeder jederzeit etwas passieren. Der Mord an der Kunsthistorikerin Susanne Fontaine im Tiergarten Anfang September 2017 hat zu diesem Gefühl beigetragen. Auch der Tod einer 19-Jährigen in einem Park in Waidmannslust im Mai 2017. Und der Tod der 30-jährigen Melanie R., die im Mai 2018 wegen eines Handys erwürgt wurde, als sie sich in Pankow mittags sonnte.

Polizei plant Bürgerbefragung

Die Polizei weiß, dass es nicht gut ist, wenn sich die Bürger bedroht fühlen. In Nordrhein-Westfalen werden in diesen Tagen 60 000 repräsentativ ausgewählte Bürger zum Thema befragt. Sie sollen anonym 67 Fragen zu Gewalterfahrungen und zum subjektiven Sicherheitsempfinden beantworten. So will das Landeskriminalamt mehr über Straftaten und Bedrohungen erfahren, die nicht angezeigt werden, also über das Dunkelfeld.

In Berlin hat es 2016 eine Befragung der Bürger durch die Polizei gegeben; damals fühlten sich 81 Prozent der Befragten im Alltag „eher sicher bis sehr sicher“. Das war allerdings vor dem Anschlag auf den Breitscheidplatz, der wenige Monate später stattfand.

Aktuell plant die Polizei eine weitere Studie, die so bald wie möglich erstellt werden soll und in der es um das subjektive Sicherheitsgefühl der Berliner gehen soll. Wie viele Bürger dafür befragt werden und wer die Studie erstellt, ist noch unklar. Man befinde sich in Gesprächen mit Wissenschaftlern, hieß es. Auf jeden Fall soll die Befragung repräsentativ sein.

Der Begriff „subjektives Sicherheitsgefühl“ ist mehr als „Kriminalitätsfurcht“. Laut dem „Wörterbuch zur Inneren Sicherheit“ erfasst das Sicherheitsgefühl auch die „Beunruhigung durch mittelbare Beeinträchtigungen wie die Besorgnis anlässlich massenhafter Kleinkriminalität sowie demonstrativer und ohne Ahndung bleibender Rechtsbrüche und Ordnungsstörungen“. Mit anderen Worten: Sinkt das Vertrauen in die Polizei, steigt die Angst vor Kriminalität.

Kriminalität im Görlitzer Park steigt an

Die Zahl der Gewalttaten im Görlitzer Park ist in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, berichtete das ARD-Magazin „Kontraste“ auf Twitter. Die Zahl der Raubtaten stieg demnach im selben Zeitraum um 30 Prozent. Polizeipräsidentin Barbara Slowik betonte am Freitag, sie bewege sich frei von Ängsten in der ganzen Stadt. Ein Sprecher ergänzte, Frau Slowik gehe, wohin sie wolle, auch zum Konzert aufs RAW-Gelände.

Slowik teilte mit, die objektive Sicherheit habe für sie Vorrang vor der subjektiven. Die Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel forderte Selbstverteidigungskurse an allen Schulen.

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