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Weltpremiere des "Medicus" in Berlin: Der Schauspieler Tom Payne (links) und der Regisseur Philipp Stölzl kamen am Montag in den Zoo Palast in Berlin.

© dpa

Noah Gordons Bestseller verfilmt: "Der Medicus" feiert Weltpremiere im Zoo-Palast

Weltpremiere im Zoo-Palast: Fast 30 Jahre nach seinem Erscheinen wurde der Bestseller "Der Medicus" des amerikanischen Autors Noah Gordon verfilmt, er galt lange Zeit als unverfilmbar - dass sich nun ein Team des Epos annehmen konnte, ist seiner besonderen Hartnäckigkeit zu verdanken.

27 Jahre sollte es dauern, bis „Der Medicus“ von den Buchseiten auf die Kinoleinwand springen konnte – eine selten lange Zeit für einen Bestseller. Und das ist Noah Gordons Historienroman allemal: Allein in Deutschland verkauften sich bis heute mehr als sechs Millionen Exemplare. Doch obwohl viele das Projekt angehen wollten, galt der Epos lange als unverfilmbar. Bis ein deutsches Produktionsteam Noah Gordon von seiner Filmidee überzeugen konnte. Am Montagabend feierte „Der Medicus“ im Zoo-Palast Weltpremiere.

Auf einen Gehstock gestützt, betritt Noah Gordon bereits am Nachmittag das Podest in unmittelbarer Nähe des gerade erst wiedereröffneten Kinos in der City West. Im Hintergrund der Bühne im Waldorf Astoria ist in großen goldenen Lettern der Titel seines Welterfolges zu lesen. Der 87-jährige Amerikaner ist sichtlich stolz, als er inmitten des Filmteams sagt: „Ich habe an das Team geglaubt.“

Dass er diesen Satz heute voller Begeisterung sagen kann, hatte die Produzenten Wolf Bauer und Nico Hofmann viel Arbeit gekostet. Vier Reisen nach Boston waren nötig, lange Spaziergänge im Park. Erst dann bekam das UFA-Cinema-Team Gordons unverzichtbaren Segen.

Er habe einen „langen, komplizierten Roman geschrieben“, sagt Gordon – und doch sei es gelungen, ihn auf zweieinhalb Stunden Kinolänge zu konzentrieren. Dazu galt es aus knapp 900 Seiten die Essenz zu ziehen. Der Autor selbst war vom Drehbuch bis zum Schnitt beteiligt. Dabei war es kein Manko, dass hier keine Hollywood-Produktion sein Buch verfilmen ließ – im Gegenteil. „Noah Gordon ist im Herzen Europäer“, sagt Nico Hofmann. Der Film sei ein Entwurf geworden, wie europäisches Kino für die ganze Welt aussehen könne.

Die Außenaufnahmen des zu weiten Teilen in Persien spielenden Films wurden in Marokko gedreht. Die dazugehörigen Innenaufnahmen entstanden dagegen in Köln. Und das, was England sein soll, ist in Wirklichkeit Thüringen. Für den Zuschauer ist davon nichts zu merken, der Schwindel ist perfekt.

Die Hauptrolle des Films, der junge Rob Cole, der im Mittelalter von England nach Persien reist, um Arzt zu werden, spielt der bisher recht unbekannte Brite Tom Payne. Die Unbekanntheit dürfte am Donnerstag nächster Woche Geschichte sein. „Ich will nicht zu hohe Erwartungen haben“, sagt Payne. Doch Hofmann widerspricht: „Ich bin überzeugt davon.“

An Paynes Seite spielen bekannte internationale Kollegen: Olivier Martinez ist als Schah mit buntem Turban kaum wiedererkennbar, Ben Kingsley gibt den weisen Lehrmeister Ibn Sina und Stellan Skarsgard flucht sich durch seine Rolle als englischer Bader. Aber auch deutsche Schauspieler sind dabei, wie Elyas M’Barek, bekannt aus „Fack ju Göhte“, und Fahri Yardim – der, für ihn ungewohnt, einen Bösewicht verkörpert. „Es ist auch schön, mal abstoßend und niederträchtig zu sein“, sagt Yardim. „Böse kann ganz gut sein.“

Veronique Rüssau

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