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Berlin: Noch ein Moscheenstreit

Der Verein Inssan stellt einen Bauantrag, der Bezirk Neukölln wittert Islamismus

Es soll ein Begegnungszentrum werden, in dem sich Muslime und Nichtmuslime näher kommen und Vorurteile abbauen können. Aber bisher hat das Bauprojekt des 2001 gegründeten Vereins Inssan die Gräben eher vertieft. Der Bezirk wehrt sich seit zwei Jahren gegen das in der Pflügerstraße geplante Vorhaben und hält Inssan angebliche Kontakte zu radikalen Islamisten vor. Der Verein hingegen präsentiert sich als Vorreiter eines modernen, europäischen Islam und wirbt für Pluralismus, Integration und Demokratie. Dabei helfen den rund 40 Inssan-Mitgliedern verschiedener Nationalitäten namhafte Unterstützer wie die ehemalige Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) und der geistliche Rektor der katholischen Akademie, Ernst Pulsfort, die im Beirat des Vereins sitzen.

Nun geht der Streit in eine neue Runde: Vor kurzem hat Inssan nach der Bauvoranfrage aus dem Jahr 2003 auch einen Bauantrag gestellt und damit demonstriert, dass man trotz des Widerstands im Bezirk auf seinem Recht beharrt, das Kulturzentrum samt Moschee zu bauen, wie Chaban Salih vom Verein sagt. Die Bezirksverwaltung hingegen sperrt sich weiter gegen das Projekt, vor allem wegen der Kontakte von Inssan zur Islamischen Gemeinschaft in Deutschland, die der Verfassungsschutz als Interessenvertretung der Muslimbruderschaft sieht. Die schätzt die Behörde als islamistisch ein; das heißt, man hält ihnen vor, den Islam für politische Zwecke zu missbrauchen. Inssan hingegen betont immer wieder, dass man sich einem offenen, deutschsprachigen Islam verpflichtet fühlt und sich für Toleranz und Menschenwürde stark macht. Als Beleg weist Vereinsvertreter Chaban Salih etwa auf eine aktuelle Kampagne gegen Zwangsehen hin.

Diese Woche will Neuköllns Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) offiziell über den Bauantrag und ihre Bedenken dagegen informieren. Das Projekt inklusive Moschee, Seminarräumen, Jugendclub und Frauenzentrum soll nach Planung des Vereins gut zehn Millionen Euro kosten. Das Geld wird in knapp 40 Moscheen gesammelt, zu denen man gute Kontakte habe, sagt Chaban Salih. Auch gebe es enge Verbindungen zu Regierungsstellen und potenziellen Spendern in Kuwait, Dubai und anderen Golfstaaten. Ob der Bau tatsächlich an der Pflügerstraße entsteht, mag man im Moment noch nicht vorhersagen: „Wir pochen auf unser Recht zu bauen“, sagt Salih.

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