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Berlin: Noch ist bei Schenker kein Koffer gepackt

Der angeblich geplante Umzug der Spedition nach Hamburg stiftet Verwirrung. Laut Bahn ist noch keine Entscheidung gefallen

Der angeblich geplante Umzug der Spedition Schenker nach Hamburg hat in Berlin Verwunderung ausgelöst: Die Senatsverwaltung für Wirtschaft teilte mit, über „keine entsprechenden Informationen“ zu verfügen. „Davon ist uns nichts bekannt“, sagte auch Sprecher Holger Lunau von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Schenker gehört zur Deutschen Bahn AG. Sprecherin Kerstin Eckstein vom Vorstandsressort Transport und Logistik betonte, die Bahn habe „noch keinerlei Standortentscheidung gefällt“.

Bisher ist die Verwaltung von Schenker auf drei Städte verteilt. Die weltweite Zentrale liegt in Essen und die Deutschland-Zentrale in Frankfurt am Main. Am Leipziger Platz in Berlin residiert das Vorstandsressort der Bahn, das auch für andere Tochtergesellschaften der Logistiksparte zuständig ist und rund 250 Mitarbeiter hat. Außerdem gibt es hier eine Schenker-Niederlassung mit mehr als 200 Beschäftigten.

Bahnsprecherin Eckstein sagte, dass es bei der Prüfung möglicher neuer Standorte nicht um die Niederlassung, sondern um das Vorstandsressort gehe. Der Aufsichtsrat der Bahn habe im vorigen Sommer einen Prüfauftrag „zur Suche nach einem adäquaten Standort“ erteilt. Diese Prüfung dauere aber noch an. Wann es zu einer Entscheidung kommt, sei völlig offen.

Dagegen hatte die „Financial Times Deutschland“ am Dienstag gemeldet, Bahnchef Mehdorn habe sich bereits für Hamburg entschieden. Als Sitz für 700 Führungskräfte der Logistiksparte sei ein 90 Meter hoher Büroturm geplant. Ein Bahnsprecher vermutete gestern, dass die Spekulationen der Zeitung auf diesem Bauprojekt beruhen. Richtig sei, dass die Bahn für einige ihrer Hamburger Beschäftigten ein neues Quartier suche und der Büroturm dafür in Frage komme. Dies bedeute aber „nicht zwingend“, dass dort auch Mitarbeiter aus anderen Städten einziehen.

In Berlin ist die Deutsche Bahn mit 18 000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber. Anfang 2006 gab es Streit mit dem Senat, als Verhandlungen der Bahn mit Hamburg über eine Verlagerung der Konzernspitze bekannt wurden. Die Gespräche scheiterten, nachdem auch die Bundesregierung interveniert hatte. Bei einer Veranstaltung der IHK Berlin sagte Bahnchef Mehdorn vor kurzem, es sei damals nur um Teile der Konzernführung gegangen.

Die Spedition Schenker war 1872 von Gottfried Schenker in Wien gegründet worden und anfangs auf Transporte per Bahn und Schiff spezialisiert, später kam Luftfracht hinzu. Im Rahmen einer Beteiligung an der Berliner Hafengesellschaft (Behala) zog die Zentrale 1928 vorübergehend nach Berlin. 1931 erwarb die Deutsche Reichsbahn die Firma. Später gehörte Schenker der Deutschen Bundesbahn und der Stinnes AG, die wiederum 2002 von der Deutschen Bahn übernommen wurde. Weltweit gibt es rund 55 000 Mitarbeiter an 1500 Standorten – darunter 12 2000 Mitarbeiter und 100 Standorte in Deutschland.

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