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Berlin: Norbert Witte fährt Karussell mit Gläubigern

Gerichtstermin in Sachen Spreepark Plänterwald Ex-Betreiber will weitermachen, hat aber kein Konzept

Von Stefan Jacobs

Mittwochmorgen auf dem Flur des Amtsgerichts Charlottenburg: vornehme Bankiers zwischen enttäuschten Handwerkern, besorgten Schaustellern und smarten Anwälten. Es ist die erste Gläubigerversammlung des insolventen Spreeparkes. Mit dabei auch Norbert Witte, langjähriger Betreiber des Freizeitparks im Plänterwald; im Januar mitsamt Familie und mehreren Fahrgeschäften nach Peru verschwunden, vor einer Woche allein nach Berlin zurückgekehrt. 46 Jahre alt, 15 Millionen Euro Schulden bei 140 Gläubigern im Nacken, 20 Kilo leichter als vor einem Jahr.

Seit Ende Juni hat beim Thema Spreepark allein der Insolvenzverwalter das Sagen, aber Witte führt noch immer das Wort. Metaphern liegen in der Luft, als er sein Scheitern erklärt und die Zukunft ausmalt. „Ein Knopfdruck und es geht wieder los!“ Und der ewige Parkplatzmangel, an dem Witte nach eigener Aussage maßgeblich gescheitert ist? „Ein Freizeitpark ohne Parkplätze ist wie ein Hafen ohne Wasser. Aber die Behörden sehen inzwischen ja auch, dass sich da was bewegen muss.“ Witte hofft auf ein Gespräch mit Klaus Wowereit und Peter Strieder und findet, dass der Senat seiner kleinen Firma ruhig unter die Arme greifen könnte. Aber Land und Gläubigerbanken seien „zwei Blöcke“, die sich „nicht genug bewegten“ und „wie zwei D-Züge aufeinander zu rasen.“ Und er mittendrin. Aber er dürfe nicht weichen, denn die Schausteller bräuchten ihn. „Wenn wir weitermachen, ist denen klar, dass es vernünftig läuft, während sie bei den Franzosen weg vom Fenster wären.“ Nach Wittes Verschwinden hatten Betroffene allerdings das Gegenteil bekundet.

Die französische Gruppe Grévin & Compagnie interessiert sich für den Kauf des Spreeparkes. Auch der Stuttgarter Schausteller Rolf Schmidt will ihn haben, aber laut Insolvenzverwalter Wolfgang Schröder wird die Entscheidung wohl erst in mehreren Monaten fallen. Der Anwalt will sich in den nächsten Tagen gemeinsam mit der Deutschen Bank als Hauptgläubigerin einen Überblick über die noch vorhandenen Werte verschaffen. Parallel solle mit dem Liegenschaftsfonds als Grundstückseigentümer und den Gläubigern gesprochen werden. Wittes Aussichten auf eine neue Chance seien „so hoch wie die der anderen Interessenten auch“, sagt Schröder.

Rainer Kujawa vom Liegenschaftsfonds ist da pessimistischer: Witte habe „keinerlei Konzept“ vorgelegt, was ihn vorerst disqualifiziere. Auch wisse er nicht, „woher Herr Witte die Hoffnung auf ein Gespräch mit Wowereit und Strieder nimmt.“

Nach zwei Stunden hinter verschlossenen Türen ist ein Gläubigerausschuss gewählt und die Veranstaltung beendet. Die Rettung des Parkes ist damit kaum näher gerückt, aber zumindest kennen sich nun die Beteiligten. Witte ist froh, dass der Insolvenzverwalter keine strafbare Konkursverschleppung erkennen konnte und hofft, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen seine Familie nun einstellen wird. Die Anwälte und Bankiers verschwinden, um bei einer Tasse Kaffee das weitere Vorgehen zu beraten. Ein Handwerker seufzt, weil er wahrscheinlich 2500 Euro in den Wind schreiben muss. Der Betreiber der Spreepark-Info-Hotline hat die Hoffnung auf seine offenen 35 000 Euro noch nicht völlig aufgegeben. „Es würde meine Firma wohl nicht ruinieren, aber es täte schon sehr weh.“ Eine Frau bezeichnet Witte als „liebenswertes Unikat. Der wickelt jeden um den Finger“. Ihren n will sie nicht nennen. Sie sagt, sie vertrete den Betreiber eines Fahrgeschäftes, das seit Wittes Schiffbruch im Park vergammelt. Der Mann habe selbst nicht erscheinen können, weil ihn die Existenzangst krank gemacht habe.

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