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Im Anflug. Wenn es dunkel wird, dürfen Passagiere noch diesen Blick genießen. Demnächst fliegen sie woanders hin. Foto: Imago/J. Heinrich

© imago/Jürgen Heinrich

Nordbahn-Sanierung in Schönefeld: Nachts ist Rostock der neue Hauptstadtflughafen

Während der Nordbahn-Sanierung in Schönefeld gilt striktes Nachtflugverbot – das führt zu Umleitungen. Der Flughafen Tegel ist zur Schlafenszeit etwas leiser geworden. Nur die Postmaschinen nerven weiter.

Schönefeld - Ausnahmen soll es nicht geben. Wenn Flugzeuge nach 24 Uhr wegen Bauarbeiten bei Verspätungen vorübergehend nicht mehr von Tegel nach Schönefeld umgeleitet werden können, würden sie „gnadenlos“ nach Hannover oder Rostock geschickt, heißt es in der Senatsverkehrsverwaltung. Während in Schönefeld die Nordbahn saniert wird und deshalb in dieser Zeit Maschinen auf der neuen Südbahn starten und landen, gelten, wie berichtet, dort bereits die neuen – strengeren – BER-Nachtflugregeln. Und damit sind Flüge nach Mitternacht auch in Schönefeld ein Tabu.

Auch bisher ist es für die Passagiere meist ärgerlich, wenn sie bei verspäteten Flügen oder wegen des Wetters in Schönefeld statt in Tegel landen müssen. Vor allem, wenn sie ein Auto in Tegel stehen haben oder dort abgeholt werden sollten. Mit Bussen wurden die Passagiere dann nach Tegel gebracht. Fast sieben Monate heißt es jetzt aber: Willkommen in Hannover oder Rostock! Statt durch die Luft geht es dann auf der Straße weiter gen Berlin. Oder ins Hotel.

Vom 2. April bis voraussichtlich 24. Oktober erneuert der Flughafen in Schönefeld die bisher ausschließlich genutzte Nordbahn. Und für diese gibt es kein Nachtflugverbot. Beim Ausweichen auf die für den BER neu gebaute Südbahn greifen aber nach den Vorgaben der Genehmigungsbehörde die strengeren BER-Regeln, die ebenfalls ein Flugverbot von 0 Uhr an vorsehen. Allerdings reicht es nur bis 5 Uhr; in Tegel dürfen die Flugzeuge dagegen erst von 6 Uhr an starten und landen.

In Tegel sollen zwar bereits von 23 Uhr an keine Maschinen mehr starten oder landen, doch bis 24 Uhr sind Ausnahmen möglich. Bis 23.30 Uhr ist dafür die Flugaufsicht zuständig, danach muss die bei der Senatsverkehrsverwaltung angesiedelte Luftfahrtbehörde die Ausnahme genehmigen – nach einer konkreten Prüfung, die belegen müsse, dass der Nachtflug erforderlich sei, sagte die Sprecherin der Verwaltung, Petra Rohland.

Dabei ist es im vergangenen Jahr etwas ruhiger geworden. 2014 gab es im gewerblichen Linien- und Gelegenheitsverkehr zwischen 23 Uhr und 23.59 Uhr 318 Landungen und 134 Starts. Ein Jahr zuvor waren es noch 436 Ankünfte und 238 Abflüge. Nach Mitternacht kamen – mit der Ausnahmegenehmigung – 3 Maschinen an und 19 hoben ab. 2013 gab es in diesem Zeitraum noch 31 Flüge. Zugenommen hat die Zahl dagegen in der Stunde vor 23 Uhr: von 6171 auf 6635.

Hinzu kommen die nicht genehmigungspflichtigen Regierungs-, Rettungs- und Postflüge. Die Zahl der Regierungsflüge nahm von 24 auf 47 zu, die Zahl der Rettungsflüge verringerte sich von 177 auf 147. Die Zahl der Postflüge ging leicht von 468 auf 463 zurück. Und sie schrecken auch weiter Anwohner aus dem Schlaf. Aus der von Politikern geforderten Verlagerung nach Schönefeld ist nichts geworden. Der Auftrag ist zwar von Air Berlin an Germanwings gegangen – aber die Lufthansa-Tochter war 2012 von Schönefeld nach Tegel gezogen. So bleiben die Postflüge dort.

Einen weiteren Umzug nach Tegel wird es aber nicht geben. Easyjet, das während der Sanierung der Nordbahn in Schönefeld Flüge nach Tegel verlagern wollte, bekommt den Wunsch nach Tagesspiegel-Informationen nicht erfüllt. Easyjet wollte die langen Wege vom alten Terminal in Schönefeld zur weit entfernt liegenden Südbahn vermeiden.

Deren vorübergehende Inbetriebnahme vergrößert auch den Sicherheitsbereich in Schönefeld, der dann auch den Tower der Flugsicherung einschließt. Deshalb lädt der Lions Club jetzt zum letzten Mal zur Tower-Besichtigung ein.

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