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Immer wieder demonstrieren die Lehrer gegen krankmachende Arbeitsbedingungen.

© dpa

Not macht Schule: Spandauer Grundschule fehlt jeder dritte Lehrer

In der Spandauer Grundschule im Beerwinkel ist seit Wochen nur noch zwei Drittel der Lehrer im Dienst. Krankheit und hoher Altersschnitt sind die Ursache - und neues Personal zu finden scheint ganz schön schwierig.

Lehrer am Limit, verärgerte Eltern und zunehmend verhaltensauffällige Schüler: So lautet die Bilanz nach schwierigen Wochen mit hohen Krankenständen, die jetzt in einem Notstundenplan mündeten. Anders ließ sich der Betrieb an der Grundschule Spandau im Beerwinkel nicht mehr aufrechterhalten, da inzwischen zehn von 30 Lehrern erkrankt sind. Notstundenplan bedeutet: Um 11.30 Uhr ist für alle 20 Klassen Schluss, selbst die sogenannte „verlässliche“ Halbtagsbetreuung wurde gestrichen. Jetzt haben sich die Eltern zu Wort gemeldet.

„Die Überlastung der Lehrer überträgt sich auf die Kinder. Es treten vermehrt Gewaltsituationen auf“, beschreibt Gesamtelternsprecherin Alexandra Hergert die Lage. Selbst Schüler, die bisher gut mitgemacht hätten, würden – etwa wegen der fehlenden Klassenlehrerin – wieder anfangen zu schwänzen. An Förderunterricht sei gar nicht mehr zu denken.

Arbeit der Lehrer wird auf immer weniger Schultern verteilt

Die Lehrer sprechen von einem Dominoeffekt, an dessen Anfang ein hoher Altersdurchschnitt im Kollegium stand und zwei Schwangerschaften. Die Arbeit musste daher auf immer weniger Schultern verteilt werden, wobei die sechs schwerbehinderten Kollegen gar nicht zur Mehrarbeit herangezogen werden dürfen. Seit Februar war zudem die Schulleiterin weg – befördert zur Schulrätin.

Der stellvertretende Schulleiter hörte auf, so dass zurzeit beide Positionen nur kommissarisch besetzt sind, wobei auch der kommissarische Schulleiter erkrankt ist. Die kommissarische Stellvertreterin kann sich jedoch nicht um alle Belange kümmern, weil auch sie eine Klasse unterrichten muss. Und nun ist auch noch die einzige Sozialarbeiterin krank, die laut Lehrer und Eltern „sowieso schon lange überm Limit arbeitet“.

Denn die Schule im Beerwinkel ist nicht einfach: Sie gehört zum Quartiersmanagement Falkenhagener Feld. „Viele Familien bekommen die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe“, beschreibt ein Lehrer die Lage. Deshalb sei es so wichtig, dass jemand Kontakt zum Jugendamt und zu den freien Trägern halte.

Junge Lehrer wollen nicht an den Stadtrand

Die Bildungsverwaltung versucht, Abhilfe zu schaffen. Eine zusätzliche Neueinstellung ist bewilligt worden, und es gibt ein Bewerbergespräch mit einer Vertretungskraft. Eine schnelle Entspannung erwartet die Schule aber nicht: Die jungen Lehrer wollen lieber in der Innenstadt arbeiten. „Sie kommen bei uns gar nicht an“, lautet die Erfahrung.

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