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Nothilfe: Ohne Ärger auf den Zug warten

Lothar Heinke wartete auf den Zug – und ärgerte sich kein bisschen. Denn manchmal ist nicht die S-Bahn schuld.

Nein, diesmal trifft die S-Bahn keine Schuld: Gestern um 12.33 Uhr geht bei der „112“ ein Notruf ein, sieben Minuten später stoppt der Rettungswagen vor dem Hotel Adlon, die Besatzung eilt mit ihren Überlebenskoffern auf den S-Bahnhof Brandenburger Tor. „Im letzten Wagen!“ ruft der Fahrer. Die Männer rennen am Zug vorbei, stürmen ins Abteil und beugen sich über einen ohnmächtigen Menschen. Der liegt zwischen den Sitzen, reglos. Der Zug wartet.

„Wegen einer Nothilfe können wir nicht weiterfahren“, sagt der Zugführer durchs Mikrofon. Jeder Fahrgast versteht das. Keiner murrt. Muss sein. Kann jedem passieren. Leben geht vor. Einer der Retter holt eine Trage. Im Tunnel, auf der gesamten Nord-Süd-Strecke, stauen sich jetzt die Wagen. Hunderte warten auf ihren Zug, der nicht kommt. Oder nicht abfährt. „Diese S-Bahn!“ denkt mancher, der den Zusammenhang nicht kennt, „typisch“. Nur: Diesmal ist es ganz anders. Der Tod ging vorbei. Der Mann lebt. Jetzt fahren sie ihn ins nächste Krankenhaus. Nach 20 Minuten rollen die Räder wieder. Großstadtnormal. Wir atmen auf.

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