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Die meisten Busse und Bahnen werden am Samstag auf den BVG-Höfen stehen bleiben.

© dpa

Notprogramm am Samstag: BVG profitiert vom Streik

Wenn die Fahrzeuge ruhen, spart die BVG Geld. Leiden müssen in erster Linie die Fahrgäste. Trotzdem hofft das Unternehmen weiter auf eine Einigung im Tarifstreit um den Warnstreik am Samstag noch abzuwenden.

Hinter den Kulissen hat es am Donnerstag nochmals Gespräche gegeben, um den 15-stündigen Warnstreik bei der BVG am Sonnabend abzuwenden. Es hat – noch – nichts gebracht. Nach wie vor will die Gewerkschaft Verdi die BVG von 4 Uhr bis etwa 19 Uhr komplett lahmlegen. Verdi will das Unternehmen mit dem Warnstreik so weichklopfen, dass der Vorstand die Tarifforderungen der Gewerkschaft erfüllt. Doch anders als etwa bestreikte Autohersteller, für die jede Streikstunde zu hohen Verlusten führt, profitiert die BVG sogar finanziell vom Stillstand ihrer Fahrzeuge – je länger der Streik dauert, desto mehr. Leiden müssen dagegen die Fahrgäste, die sich nun andere Wege suchen müssen, um ihre Ziele zu erreichen.

Wenn U- und Straßenbahnen nicht fahren, kann die BVG eine erhebliche Menge an Strom sparen. Da sie den Bezug im Voraus bestellt hat, kann sie die jetzt nicht benötigte Menge an der Strombörse verkaufen. Und weil der Preis inzwischen höher sei als beim Vertragsabschluss, mache das Unternehmen dabei sogar einen Gewinn, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Eine fünfstellige Summe werde dabei allein beim Warnstreik am Sonnabend herauskommen.

Zudem zieht die BVG den Streikenden – und den Mitarbeitern, die wegen des Streiks nicht arbeiten können – für den Ausfall Geld ab. Verdi-Mitglieder erhalten dann ein Streikgeld der Gewerkschaft. Beim wochenlangen Verdi-Streik 2008 hatte die BVG am Ende mehrere Millionen Euro gutgemacht. Sogar der Senat profitiert finanziell vom Streik. Weil dann Fahrten ausfallen, die ansonsten subventioniert werden, konnte das Land die Zuschüsse an die BVG kürzen.

Bilder des letzten BVG Streiks finden sie hier

Allerdings steigt auch der Aufwand für die BVG. In den Anlagen ohne Betrieb müsse man mehr Sicherheitspersonal einsetzen, sagt Reetz. Außerdem sei das Vorbereiten auf den Streik sehr aufwendig; unter anderem muss ein Notdienst organisiert werden. Zudem befürchtet das Unternehmen einen erheblichen Imageverlust, wenn Fahrgäste ihr Ziel nicht oder nur auf langen und komplizierten Umwegen erreichen. Das sei mit dem eingesparten Geld nicht aufzuwiegen, sagt Reetz.

Deshalb hofft das Unternehmen weiter, dass es doch noch eine Einigung mit Verdi geben kann, bevor der Betrieb ruht. Auch der Bundesvorsitzende Verdis, Frank Bsirske, erklärte, er hoffe, dass die Arbeitgeber vor Sonnabend der Gewerkschaft entgegenkommen. Ein Anruf mit einem neuen akzeptablen Angebot genüge, sagt Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. Die Arbeitgeber bieten bisher 2,3 Prozent mehr Entgelt ab Mai 2012, weitere 1,3 Prozent ab Juni 2013 sowie eine Erhöhung von 1,5 Prozent ab Juli 2014 und eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro zum Januar 2015 an. Zusätzlich soll der Urlaub bis 2015 auf 30 Tage vereinheitlicht werden. Je nach Alter gibt es bisher 26 bis 30 Tage.

Dieses Angebot führt nach Angaben Splanemanns zu einer Steigerung der Einkommen bis 2015 um insgesamt rund fünf Prozent. Für einen neu einsteigenden Fahrer, der mit 1826 Euro beginne, seien dies am Ende 94,69 Euro brutto mehr. Verdi fordert für jedes Jahr einen Ausgleich der Inflationsrate, die im vergangenen Jahr bei 2,3 Prozent lag, sowie einen nicht quantifizierten Zuschlag. Zudem will die Gewerkschaft eine kürzere Vertragslaufzeit, sich also nicht auf die Festschreibung einer später dann geringeren Erhöhung einlassen. Nach Angaben der BVG würden die Verdi-Forderungen zu Mehrkosten von 62 Millionen Euro führen. Mit dem eigenen Angebot liege man bei 38,6 Millionen Euro. Damit sei die „Schmerzgrenze“ fast überschritten, sagt BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta.

Während des Streiks kann die BVG wie berichtet nur mit rund 100 Bussen privater Firmen disponieren, die in ihrem Auftrag Linienverkehre übernommen haben. Anders als zunächst geplant sollen sie auf ihren Stammlinien eingesetzt werden, die vorwiegend in Außenbezirken liegen. Sogar die Ausflugslinie 218 zur Pfaueninsel soll fahren. Zum Flughafen Tegel will die BVG „bei Bedarf“ alle fünf Minuten einen Shuttle-Verkehr ab dem S-Bahnhof Jungfernheide anbieten.

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