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Ein Securitymitarbeiter (Symbolbild)

© Marijan Murat/dpa

Notunterkunft Treskowallee: Gewalt in Flüchtlingsunterkunft: Security-Mitarbeiter vor Gericht

Bei einem Tumult sollen sie einem Flüchtling ins Gesicht geschlagen haben. Der Heimleiter bekam einen Metalleimer gegen den Kopf – von wem, ist noch unklar.

Narben ziehen sich über den Kopf des Heimleiters. Es sind die Folgen der schweren Gesichtsverletzungen, die Christoph W. in einer Februarnacht vor knapp drei Jahren erlitten hatte. Es geschah in einer von ihm geleiteten Notunterkunft für Geflüchtete in Karlshorst. War es ein Security-Mitarbeiter, der ihm in einem Tumult einen Metalleimer gegen den Kopf geworfen hatte? Am Mittwoch begann der Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten.

Zwei breitschultrige Männer sind angeklagt. Hani L. und Agasi H., 23 und 29 Jahre alt, wird Körperverletzung und Nötigung zur Last gelegt. Sie sollen zunächst einen Bewohner attackiert haben. Beide hätten einen aus dem Iran stammenden Mann an den Armen gepackt und aus der Unterkunft gezogen, heißt es in der Anklage. Sie hätten den 29-Jährigen isolieren wollen, um ihn dann zu verprügeln. Er habe Schläge ins Gesicht erhalten.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft folgte nahtlos eine weitere Straftat. Als sich weitere Heimbewohner mit dem Iraner solidarisierten, sei es zu einem Tumult gekommen - mehrere Security-Mitarbeiter auf der einen Seite und Flüchtlinge auf der anderen. Der Heimleiter trat dazwischen, wollte schlichten. L. soll einen Metalleimer auf W. geworfen haben. Der 35-Jährige brach bewusstlos zusammen und stürzte. Er erlitt Frakturen im Gesicht.

Nach der Gewalt kam es zu gegenseitigen Anzeigen. Zunächst hieß es, dass nach ersten Erkenntnissen Flüchtlinge die Angreifer gewesen seien. Kurz nach Mitternacht seien 40 Heimbewohner unter anderem mit Holzlatten auf die Security-Leute losgegangen, nachdem diese einem alkoholisierten Flüchtling den Zutritt verweigert hätten. 

 Es gibt Videos und jede Menge Aussagen

Bald wendete sich das Blatt. Zwei Videos sollen zu den Beweisen gehören. Zudem gibt es jede Menge Aussagen. Der 29-jährige Iraner war nun der erste Zeuge im Prozess. H. und L., nach wie vor in der Sicherheitsbranche tätig, hatten zuvor geschwiegen.

„Ich hatte nichts gemacht“, sagte der Iraner, der damals zu den rund 200 geflüchteten Menschen zählte, die in einer Turnhalle der Hochschule für Technik und Wirtschaft untergebracht waren. Er sei mit Begleitern spät von einem Deutschkurs gekommen, so der 29-Jährige. Sie hätten ein Selfie gemacht. „Ein Security-Mann kam und sagte, wir dürften dort nicht fotografieren.“ Er habe sich entschuldigt. Mehr sei nicht gewesen. Doch kurz darauf hätten sie ihn gepackt.

Christoph W. sagte vor Gericht, der Flüchtling habe sich an ihn gewandt. Er habe dann die Sache aufklären wollen und mit Heimbewohnern gesprochen, „als von Security-Seite Provokationen durch Worte und Gesten begannen“. Die Angeklagten und weitere Sicherheitsmitarbeiter seien dabei gewesen. Eine Schlägerei begann. „Wer was getan hat, kann ich nicht sagen.“ Er habe sich in die Mitte gestellt, so der Heimleiter. „Dann ein Blackout“. Blutend wachte er auf. Er musste operiert werden, lag eine Woche im Krankenhaus. Der Prozess geht am 3. Januar weiter.

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