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Berlin: Null Toleranz: Polizei sprengt eine Nazi-Party nach der anderen Beamte verschärfen den Druck auf die rechtsradikale Szene, die immer mehr Fußball-Hooligans und Rocker anzieht

Der Mann lässt eine rechte Party nach der anderen platzen: Wenn sich die Szene zum Trinken, Tanzen oder Politisieren verabredet, ist Michael Knape dabei. Der Leiter der Polizeidirektion 6 machte sich bei den Braunen in der Nacht zu Sonntag wieder einmal als Spielverderber unbeliebt.

Der Mann lässt eine rechte Party nach der anderen platzen: Wenn sich die Szene zum Trinken, Tanzen oder Politisieren verabredet, ist Michael Knape dabei. Der Leiter der Polizeidirektion 6 machte sich bei den Braunen in der Nacht zu Sonntag wieder einmal als Spielverderber unbeliebt. 190 Polizisten stürmten eine Feier des Motorradclubs „Walhalla 92 Berlin“ in deren Vereinsheim in der Lichtenberger Hauptstraße. Die Instrumente der von den Nazis engagierten „Spielleute Rabentanz“ verstummten, als die Polizei die Personalien aller 126 männlichen Partygäste überprüfte. Die 71 Frauen wurden verschont, das lohne sich nicht, hieß es. Sieben Gäste wurden angezeigt: Zwei trugen verbotene Nazi-Symbole, fünf hatten Schlagstöcke und Dolche dabei – erschreckend findet das Knape. Denn die Germanen-Kultler konnten ahnen, dass die Polizei erscheint – „und dennoch hatten sie das Selbstbewusstsein, bewaffnet zu kommen“, sagte der Polizeiführer dem Tagesspiegel.

Bedenklich sei zudem, dass sich die Hooligans, Rocker, Neonazis und Biker immer enger zusammenschließen, sagte der 52-jährige Polizeidirektor. „Da entsteht eine Subkultur – und die kontrollieren wir.“ Der hierarchisch organisierte Motorradclub „Walhalla 92“ hat nach eigenen Angaben nur zehn Mitglieder – aber gute Verbindungen zur rechten Szene. Die Polizeistatistik dieses Abends sieht so aus: Ein Viertel der überprüften Personen waren Rocker von „Born to be Wild“, fünf Prozent „Vandalen“, fünf Prozent „harte rechte Szene“ und 50 Prozent Biker. Lediglich 15 Prozent der Feiernden waren der Polizei unbekannt. Partygast war nach Informationen des Tagesspiegels auch Frank L., einer der Gründungsaktivisten der Ost-Berliner Naziszene und Besitzer des Tattoo-Studios „Utgard“. Frank L. kennt Michael Knape genauso gut wie das halbe Dutzend „Vandalen“, die sich am Samstagabend im Walhalla-Vereinsheim vergnügen wollte. Es ist erst zwei Monate her, als Knape mit einem spektakulären Einsatz eine konspirativ vorbereitete Geburtstagsparty der Vandalen in einer Köpenicker Gaststätte auflöste. Die Neonazitruppe hatte sich 1982 in Ost-Berlin als „Ariogermanische Kampfgemeinschaft“ gegründet – in letzter Zeit löste Knape ein gutes Dutzend Feiern auf. Das machte den Leiter der Direktion 6 in der rechten Szene ebenso verhasst wie seine Ankündigungen, „der rechten Gewalt keinen Fußbreit der Entfaltung zu geben“.

Druck macht aber auch die Justiz. Die Nazi-Band Landser steht derzeit vor Gericht wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Gegenüber dem „Kurier“ sagte Verfassungsschutz-Chefin Claudia Schmid, dass der Repressionsdruck gegenüber rechtsradikalen Bands erhöht worden sei. Seit 2001 konnten in Berlin alle Konzerte verhindert werden. „Rabentanz“ allerdings war der Polizei bislang unbekannt.

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