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Berlin: Nur die Musik ist treu

Lucia Aliberti hadert mit den Männern und freut sich auf ihr Solo-Konzert in Berlin

Die Beifallsorkane, die sie bei ihren Auftritten beispielsweise in der Deutschen Oper entfesselte, sind legendär. Lucia Aliberti, die große Koloratursopranistin aus Italien, trifft Töne, von denen andere nicht zu träumen wagen. Wer sie in „Lucia di Lammermoor“ oder „Anna Bolena“ erlebt hat, kann sich erinnern wie das Publikum selbst zum Chor wurde: „Bravo! Bravo! Bravo!“ „Die Deutschen sind maßlos, wenn sie lieben“, hat sie dazu einmal gesagt. „Wenn man viel gibt, bekommt man auch viel zurück.“

Jetzt berichtete sie von den Vorbereitungen für ihren ersten Abend in der Philharmonie. Am 8. Mai wird sie zugleich ihr erstes Solokonzert in Berlin geben. Fans sollten sich den Termin schon mal rot ankreuzen, der Vorverkauf läuft bereits. Wahrscheinlich gibt es auch unter sehr professionellen Künstlern wenige, die sich auf einen Auftritt so mit ganzer Seele vorbereiten wie Lucia Aliberti. Vor Konzerten schließt sie sich allein in ihr Hotelzimmer ein, spricht kein Wort, um die Stimme zu schonen.

Auch ihre Rollen hat sie immer mit Bedacht ausgesucht, hat sehr darauf geachtet, nicht zu viel zu mischen, sich auf eine Sache zu konzentrieren, sich nicht verheizen zu lassen. Die Jugend der Stimme zu erhalten, gehört zu den höchsten Prioritäten, die der von ihr sehr verehrte Tenor Alfredo Kraus ihr mit auf den Weg gegeben hat. Höchstens 30 bis 35 Konzerte gibt sie pro Jahr.

Ihre Stimme betrachtet sie als Geschenk des Himmels, die Technik aber muss sie sich erarbeiten. Die Stimme diktiert ihr Leben. Sie entscheidet, was gut für sie ist und was nicht. Stress vermeidet sie, wenn es irgend geht. Einladungen, die nicht mit einem Auftritt verbunden sind, lehnt sie meist ab, weil sie Angst vor verrauchten Räumen hat. Schon als Kind hatte die gebürtige Sizilianerin nie viel Zeit zum Spielen, lernte früh Instrumente zu spielen, Piano, Gitarre, Violine und Harmonium. Ihre Schwäche für Schokolade sieht man der für eine Opernsängerin sehr schlanken und zierlichen Primadonna kein bisschen an, auch hier hält sie sich unter Kontrolle. Nicht, weil sie um ihre Figur fürchtet, sondern, weil sie Angst hat, ihrer Stimme zu schaden. Wenn sie entspannen will, restauriert sie alte Möbel oder liest Liebesgeschichten, sieht Liebesfilme. Sie mag Gary Cooper und Gregory Peck.

Trotzdem glaubt sie, dass wirkliche Liebe eine Utopie ist. „Die Musik ist treu“, sagt sie. „Männer sind es nicht.“ Durch und durch romantisch ist sie, sonst könnte sie die Schmerzen und Leidenschaften der Figuren, die sie darstellt, nicht nachempfinden. Unter den Komponisten ist Bellini ihr Liebling. Von ihm will sie während des Konzerts mit den Berliner Symphonikern Arien singen, die man noch nie von ihr gehört hat. Es sollen aber auch Arien von Donizetti, Rossini und Verdi dabei sein. Und natürlich Partien aus Lucia di Lammermoor.

Berlin liebt sie nicht nur wegen des enthusiastischen Publikums, sondern „weil die Stadt für mich seit dem Fall der Mauer Frieden repräsentiert“. Sie ist ein eher unpolitischer Mensch und denkt, dass alle Menschen ehrlich, freundlich und mitfühlend sein sollten. Gerechtigkeit ist ihr wichtig und dass man das, was man tut, mit dem ganzen Herzen tut. So wie sie.

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