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Berlin: Nur kosten darf es nichts

Nach dem Senatsbeschluss zum Kulturforum steht lediglich fest, dass die Diskussion weitergeht

Nach dem Senatsbeschluss über die „Weiterentwicklung des Kulturforums“ vom 16. März erfährt das vielkritisierte Gebiet zwischen Neuer Nationalgalerie, Staatlichen Museen, Philharmonie mit Kammermusiksaal sowie Staatsbibliothek erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Die Interessen der am Kulturforum angesiedelten Institutionen weisen allerdings in unterschiedliche Richtungen. Es besteht nicht einmal Einigkeit darüber, was das Kulturforum eigentlich ist: ein einziger städtischer Raum, eine Abfolge von Räumen oder aber lediglich die Ansammlung der Institutionen an den Rändern.

So will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den vom Publikum nicht angenommenen Zugang zur Gemäldegalerie, die schräg ansteigende „Piazzetta“, abreißen und durch einen ebenerdigen „Museumsplatz“ ersetzen. Zur Finanzierung will die Preußen-Stiftung Grundstücksteile aus ihrem Eigentum etwa an der Tiergartenstraße für gehobene kommerzielle Nutzung veräußern. Ferner erwägt sie die bauliche „Ummantelung“ des seit seiner Fertigstellung 1985 als misslungen geltenden Kunstgewerbemuseums. Die Philharmoniker möchten ihre am Potsdamer Platz beheimatete Verwaltung in Nachbarschaft der beiden Konzerthäuser in einem Neubau unterbringen. Er müsste durch kommerzielle Mitnutzung finanziert werden. Als Standort ist die Ecke Potsdamer Straße/Entlastungsstraße vorgesehen. Diesen Standort hat der Senat jetzt allerdings verworfen – mit der Begründung, die Sicht auf die Philharmonie aus Richtung Potsdamer Platz werde verstellt. Der Senat verlangt, die „Haushaltsneutralität aller Umbaumaßnahmen der öffentlichen Straßen und Platzräume nachzuweisen“. Was immer geschieht – es darf den Landeshaushalt nicht belasten. Zudem hatte Bausenator Peter Strieder vorab bestimmt, am derzeitigen Verlauf und Querschnitt der das Kulturforum zerteilenden Potsdamer Straße nichts zu ändern.

Die Straßenführung aber ist das Hauptproblem des Kulturforums. Die überbreite, bereits für die Aufnahme von Straßenbahngleisen vorbereitete Potsdamer Straße zerteilt den „Kernraum“ des Kulturforums. Weder Fußgänger noch Autofahrer nehmen einen städtischen Raum wahr, sondern lediglich eine Schnellstraße mit Parkplätzen.

Der Ursprungsgedanke Hans Scharouns, des Architekten von Philharmonie und Staatsbibliothek, sah die Straße als „Tal“, über der sich östlich das „Gebirge“ der Staatsbibliothek erhebt. Westlich der Straße plante Scharoun ein niedriges Gästehaus, das unter den Plänen seines Mitarbeiters Edgar Wisniewski – des Architekten des 1987 fertig gestellten Kammermusiksaales, den Scharoun vor seinem Tod 1972 weitaus kleiner skizziert hatte – zu einem multifunktionalen Kongressgebäude anschwoll. Investoren stünden angeblich bereit, das Gebäude zu finanzieren – was sich aber nur bei extensiver kommerzieller Nutzung rechnet.

Diesen „Kernraum“ des Kulturforums nennt Senatsbaudirektor Stimmann den „Scharoun-Raum“. Er bildet mit dem „Museumsplatz“ – dem künftigen Zugang zu den Staatlichen Museen anstelle der „Piazzetta“ – und dem „Kirchplatz“ vor der Matthäikirche als Überbleibsel der Bebauung des 19. Jahrhunderts eine Folge dreier Stadträume, die das Kulturforum gliedern. Damit wird klarer, über welches Teilgebiet gesprochen wird, wenn die Beteiligten vom „Kulturforum“ reden. Jetzt hat das Abgeordnetenhaus das Wort. Den bisherigen Sachstand will die Senatsverwaltung in einer Ausstellung dokumentieren. Bei ihr liegt nun die Zuständigkeit, nachdem der Senat das Kulturforum als „Gebiet außerordentlicher stadtpolitischer Bedeutung“ festgelegt und damit an sich gezogen hat.

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