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Berlin: Oben Gipfel, unten Gedränge

Besucher besichtigten das Kanzleramt, im Obergeschoss wurde regiert / Erfolgreiche Tage der offenen Tür in den Ministerien

Der „Gipfel Hochwasserhilfe“ brachte die Organisation etwas durcheinander. Die Regierungschefs und Außenminister Österreichs, Tschechiens und der Slowakei mussten gestern Nachmittag den Nebeneingang benutzen, den sonst nur das Personal kennt. Vorn war das Bundeskanzleramt wegen des Tages der offenen Tür vom Publikum blockiert. Der Kanzler fuhr mit den Gästen schnell in den fünften Stock, und hinter ihnen schlossen sich die Türen. Die hohe Politik und die Besuchermassen bekamen sich kaum zu Gesicht. Aber Kanzlergeschäfte können auf Tage der offenen Tür keine Rücksicht nehmen.

Der „Staatsbesuch“ des Volkes ist vorbei – und die Veranstalter strahlen. „Wahrscheinlich mehr Besucher im vergangenen Jahr“, lautete die erste Einschätzung. Während sich das Publikumsinteresse 2001 aufs Bundeskanzleramt konzentrierte, verteilten sich die Neugierigen beim Staatsbesuch 2002 diesmal gleichmäßiger auf die einzelnen Häuser. So zeigte sich etwa das Bundespresseamt begeistert über doppelt so viel Zuspruch wie 2001: Ans Reichstagsufer kamen allein am Sonnabend 7500 Menschen. Das waren genauso viele Schaulustige wie im Bundeskanzleramt am Sonnabend – nur, dass diese Zahl sich damit im Vergleich zum Vorjahr halbiert hat. Diesmal hatte sich eben auch die Konkurrenz in den einzelnen Ministerien interessante Programmpunkte und auch erstmals zu einem Leitthema („Nachhaltigkeit“) einfallen lassen.

Zum Bundeskanzleramt kamen an beiden Tagen wohl nur rund 17 000 Besucher, vergangenes Jahr waren es 36 000. Damals war eben noch alles neu war, und ein großes Straßenfest in der Umgebung lockte auch noch. Wer sich zu den anderen Orten der Begegnung zwischen Bund und Berlinern begab, fand sich mitunter ganz unerwartet in regelrechter Urlaubsstimmung wieder. Während des Schlenderns hin zum Reichstagufer14 etwa, dem Sitz des Bundespresseamtes, wo sich am zweiten Tag des „Staatsbesuchs“ wieder unzählige interessierte Berliner trafen. Im Hof perlte Jazz aus den Boxen, die Sonne erhellte Gemüt und Innenhof, und auf den Betonreihen draußen vor der Tür konnten Liebespaare nicht voneinander lassen: So macht Politik-Sightseeing Spaß.

Freude an der Arbeit trotz des Wochenendes – das hatten auch die Organisatoren des „Staatsbesuchs“. Alle 50 000 Formulare mit Vordrucken zur Spendenaktion für die Hochwasser-Opfer wurden verteilt, sagte ein Sprecher der Bundesregierung.

Einige Ministerien, wie etwa das für Forschung, hätten sich über mehr Besucher gefreut, doch in diesem Jahr veschob sich eben das Besucherinteresse. Mehr als die Hälfte der Gäste waren ersten Schätzungen nach Berliner, die übrigen Besucher Touristen. „Angesichts der Konkurrenz von Hertha über Formel Eins und der Euro-Meile Global City sowie dem schönen Wetter sind wir sehr zufrieden“, so die erste Bilanz ds PR-Teams der Bundesregierung.

Und manch ein Berliner fand seine Stadt anlässlich des „Staatsbesuchs“ gänzlich umgekrempelt vor: Im Fond eines Velotaxis, wo einen plötzlich jeder grüßte, wo einem alle zuwinkten und hinterherlächelten. C.van Lessen/A.Kögel

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