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© David von Becker

Öffentlicher Dienst: Frauen an der Macht

Die Polizei hat ab heute erstmals eine Vizepräsidentin. Andere Bereiche des öffentlichen Dienstes sind bei der Gleichstellung schon weiter – zum Beispiel die Justiz.

Das passt. Am heutigen Internationalen Frauentag tritt Margarete Koppers ihren Posten als Polizeivizepräsidentin an. Die Sicherheitsbehörde ist noch eine Männerbastion, in der man Frauen in Führungspositionen so gut wie nicht findet. Der Nachholbedarf in Sachen Frauenförderung ist groß; alle Direktionsleiter sind Männer, nur eine Abteilung im Landeskriminalamt wird von einer Frau geleitet. Die bisherige stellvertretende Landgerichtspräsidentin Koppers kommt wiederum aus einem Bereich des öffentlichen Dienstes, in dem Frauen in Leitungsfunktionen stark vertreten sind – der Justiz. Vor allem die Gerichte kann man in Berlin als weibliche Kaderschmiede bezeichnen. In kaum einem Gericht stehen nur Männer an der Spitze; wenn Frauen nicht die Präsidentin stellen, sind sie bis auf wenige Ausnahmen zumindest als Stellvertreterinnen zu finden.

Das Kammergericht hat sogar eine weibliche Doppelspitze und ist damit im Vergleich mit den anderen Oberlandesgerichten bundesweit Vorreiter. Monika Nöhre wurde 2002 Kammergerichtspräsidentin. Dass Frauen in der Berliner Justiz Karriere machen können, erklärt sie auch damit, dass in einer Großstadt Familie und Beruf leichter zu vereinbaren sind. „In den Richterberuf streben viele sehr gute Frauen“, sagt Nöhre, die Mutter eines inzwischen längst erwachsenen Sohnes ist.

Nöhres Kollegin Sabine Schudoma steht seit knapp sechs Jahren an der Spitze des Sozialgerichts Berlin, des größten Sozialgerichts in Deutschland, das seit der Einführung von Hartz IV vor fünf Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Schudomas Karriere hat es nicht geschadet, dass sie zweimal für jeweils ein Jahr in Elternzeit ging. Heute sind ihre Kinder 16 und 13 Jahre alt. „Ich hatte auch Vorbilder, die vorgelebt haben, dass Beruf und Familie zusammengehen,“ sagt Schudoma.

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Margarete Koppers tritt heute ihren Posten als Polizeivizepräsidentin an. -

© dpa

Eins dieser Vorbilder ist Jutta Limbach, die 1989 erste Berliner Justizsenatorin und später Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts wurde. Schudoma war Anfang der neunziger Jahre Limbachs persönliche Referentin. Seit Limbach war das Justizressort nur mit kurzen Unterbrechungen in der Hand von Senatorinnen. Die heutige Justizsenatorin Gisela von der Aue sagt: „Seit Jahren wird in der Berliner Justiz konsequent darauf geachtet, dass Frauen gefördert werden und so auch in Führungspositionen kommen.“ Diese Förderungspolitik komme auch anderen Bereichen der Verwaltung zugute. Das sehe man jetzt beispielsweise bei der Besetzung der Spitze des Rechnungshofs, zu dessen Präsidentin im Dezember die frühere Kammergerichtsvizepräsidentin Marion Claßen-Beblo gewählt wurde.

Ganz anders als in der Justiz sieht es hingegen bei den öffentlichen Betrieben des Landes aus. Nur bei der Berliner Stadtreinigung steht mit Vera Gäde-Butzlaff eine Frau ganz oben. Bei den sonstigen Betrieben heißt es Fehlanzeige. Hier sieht auch Frauensenator Harald Wolf (Linke) eine „gravierende Unterrepräsentanz“. Die Besetzung eines BVG-Vorstandspostens mit einem Mann ohne Ausschreibung hatte denn im vergangenen Jahr auch die Frauen in den rot-roten Koalitionsfraktionen, vor allem auch bei den Sozialdemokraten, erbost. Jetzt wird das Landesgleichstellungsgesetz unter anderem um eben diesen Punkt geändert; Ausschreibungen sollen künftig vorgeschrieben sein. Der Gesetzentwurf der Verwaltung sollte ursprünglich Anfang dieses Monats vorliegen, befindet sich aber noch in der Abstimmung und wird jetzt für Ende März erwartet.

„Merkliche Fortschritte“ sieht Wolf hingegen bei Forschung und Lehre. In Berlin sei ein Viertel der Professuren in weiblicher Hand; damit liege Berlin bundesweit an der Spitze. Allerdings ist das Verhältnis bei den höchstdotierten C4-Professuren wieder schlechter; dort ist nur jede achte Professur von einer Frau besetzt. Und die vier Berliner Universitäten werden auch nicht von Frauen geleitet.

Auch im Verwaltungsdienst haben Frauen Wolf zufolge aufgeholt: Im höheren Dienst machen sie 59 Prozent der Beschäftigten aus. In Wolfs eigener Verwaltung sind drei von vier Abteilungsleiterposten mit Frauen besetzt. Auf politischer Ebene ist das Geschlechterverhältnis in Berlin weitgehend ausgeglichen. Frauen halten vier der acht Senatsposten; auch die Zahl der Staatssekretärinnen hält sich die Waage.

Die Behörde von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist die einzige Senatsverwaltung, bei der die Leitungsebene nur aus Männern besteht. In allen anderen Verwaltungen gibt es bei einem männlichen Senator immer auch eine Staatssekretärin.

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