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Unsichtbarer Helfer. Vom Assistenten im Führerraum des Zuges sieht man von außen nichts.

© Kai-Uwe Heinrich

Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: S-Bahn spart Strom mit elektronischem Fahrerassistenten

Durch das 2015 eingeführte Fahrerassistenzsystem "Fassi" spart die S-Bahn Millionenbeträge. Es reduziert den Stromverbrauch der Züge – falls sie denn kommen.

Zwei Prozent? Nicht gerade viel. Und trotzdem lohnt es sich für die S-Bahn und sie kann Millionenbeträge sparen. Nämlich beim Strom. Durch das 2015 eingeführte Fahrerassistenzsystem, genannt „Fassi“, verbrauche sie 7,8 Millionen Kilowattstunden im Jahr weniger, sagte S-Bahnchef Peter Buchner am Mittwoch. Und das zahle sich aus. So viel „Saft“ verbrauchen 1560 Vier-Personen-Haushalte im Durchschnitt. Die S-Bahn hat ihre gesamte Fahrzeugflotte mit „Fassi“ ausgestattet.

Trotz des messbaren Erfolgs setzten im deutschsprachigen Raum bisher nur etwa 15 Prozent der Bahnunternehmen ein solches Assistenzsystem ein, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, die das Ziel hat, den umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehr zu fördern. Das Bündnis stellte am Mittwoch eine Studie zum Fahrerassistenzsystem vor. In der S-Bahn-Hauptwerkstatt in Schöneweide. Schließlich gehört die S-Bahn, die täglich mit Ausfällen Ärger produziert, zumindest in diesem Bereich zu den Vorzeigeunternehmen.

Das Sparen beim Stromverbrauch stehe aber nicht an erster Stelle, sagte Buchner weiter. Die Reihenfolge laute beim Betrieb: Sicher, pünktlich und dann erst sparsam. Und nur wenn die Züge pünktlich unterwegs sind, sollen die Fahrer auf „Fassi“ hören und die Geschwindigkeit drosseln, wenn das System ausgerechnet hat, dass der Zug es trotzdem nach Plan zum nächsten Bahnhof schafft.

Ursprünglich hatte die S-Bahn gehofft, sogar doppelt so viel Energie wie jetzt sparen zu können. Doch diese Rechnung sei nicht aufgegangen, sagte Buchner. Die Investitionskosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro sollen sich aber trotzdem bald amortisiert haben.

Schiene ist bei der Entwicklung weiter als die Straße

Das System könnte noch viel mehr, wenn der Bereich Netz der Bahn AG Echtzeitdaten liefern würde, sagte Flege. Zum Beispiel, ob ein hinter einer Kurve stehendes Signal „Rot“ zeigt. Dann könne der Fahrer früh langsam abbremsen. „So weit sind wir aber noch nicht“, bedauerte Flege. Trotzdem sei die Schiene bei der Entwicklung immer noch viel weiter als die Straße, wo das autonome Fahren noch am Anfang stehe.

Fahrerlose U-Bahnen gibt es bereits seit 1983, als in Lille der erste von der Automatik gesteuerte Zug auf Strecke gegangen war. Inzwischen gebe es das System weltweit in 15 Städten, sagte Flege. Auch die BVG hatte zu Beginn des neuen Jahrtausends damit experimentiert, den „Star“ genannten Versuch dann aber schnell wieder aufgegeben. Auf die Berliner Erfahrungen griff dann Nürnberg zurück und richtete ein Mischsystem ein. Dort sind die Züge mit und ohne Fahrer unterwegs. Auch die fahrerlosen Züge können so programmiert werden, dass sie Energie sparen.

Die Assistenzsysteme sparten nicht nur Energie und Kosten, sondern schonten durch den Minderverbrauch auch die Umwelt, sagte die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Rita Schwarzelühr-Sutter. Die Stiftung hat die Studie mit 125.000 Euro unterstützt.

Auch die „große Bahn“ hat im Regional- und Fernverkehr Assistenten, die ein energiesparendes Fahren ermöglichen. Und „Fassi“ kann noch viel mehr: Es speichert den Fahrplan elektronisch, was Unmengen von Papier spart, und vereinfacht die Kommunikation zwischen Fahrer und Transportleitung oder Werkstatt.

Zum Abschluss der Vorstellung der Studie rückte das Energiesparen aber in den Hintergrund. Die Staatssekretärin durfte – unter fachkundiger Aufsicht und auf dem Werksgelände – selbst einen Zug steuern. Und da stand das sichere Ankommen ganz vorn. Es hat geklappt.

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