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Öffentlicher Nahverkehr: S-Bahn fährt erst 2013 wieder nach Plan

Die Berliner werden wohl länger auf einen Normalbetrieb der S-Bahn warten müssen, als von der Bahn angekündigt. In einem harten Winter könnte es auch in diesem Jahr erneut Probleme geben.

Bahnchef Rüdiger Grube hat zu viel versprochen. Die S-Bahn wird nach Ansicht von Experten frühestens Ende 2012 wieder den bestellten Fahrplan anbieten können. Grube hatte den Normalbetrieb bereits für Ende 2011 angekündigt. Dann sollen die Züge zwar wieder auf allen Linien fahren, zum Teil aber weiter mit weniger Wagen als bestellt. Auch in einem weiteren Punkt widersprechen die Experten dem Vorstand der Bahn. Während der Chef des Personenverkehrs, Ulrich Homburg, die neuesten Züge der S-Bahn-Flotte für Schrott hält, der schnellstens ausgemustert werden müsste, gestehen die Fachleute den Bahnen der Baureihe 481 noch eine Einsatzmöglichkeit bis maximal zum Jahr 2037 zu – nach Umrüstungen und bei einer regelmäßigen Pflege.

Die Expertengruppe unter der Leitung des Ingenieurs Andrzey Nuszkiewicz vom Institut für Bahntechnik hatte vom März bis Juli die S-Bahn im Auftrag des Senats und des Landes Brandenburgs unter die Lupe genommen. Sie sollte feststellen, wie die Misere mit den Fahrzeugen gelöst werden kann und sich künftig Ausfälle vermeiden lassen, wie es sie in den beiden vergangenen Wintern und im Sommer 2010 massenweise gegeben hatte. Insgesamt wurden bei den 650 vorhandenen Doppelwagen, die aus drei Baureihen bestehen, etwa 25 unterschiedliche Probleme festgestellt. Die meisten könnten relativ schnell gelöst werden, heißt es im jetzt vorgelegten Abschlussbericht.

Bei anderen Mängeln, etwa an den Achsen und bei der Kühlung für die Elektronik im Führerstand müsse die Industrie Vorschläge entwickeln, was die Experten für möglich halten. Keine Möglichkeit sehen sie dagegen dafür, etwas an der Konstruktion der Antriebe zu lösen, die in einem harten Winter durch Flugschnee lahm gelegt werden. Hier könne nur ein höherer Aufwand bei der Instandhaltung einen Einsatz auch bei widrigen Wetterverhältnissen sichern, schreiben die Fachleute. Dies werde die S-Bahn auch umsetzen, sagte deren Chef Peter Buchner.

Das Unternehmen werde weder Kosten noch Mühe scheuen, um die Fahrzeuge in der erforderlichen Zahl wieder verlässlich einsetzen zu können. Derzeit würde die S-Bahn für einen regulären Betrieb 562 Doppelwagen benötigen. Am Donnerstag konnte sie nur 452 einsetzen. Wenn im Sommer 2012 die Strecke zum neuen Flughafen eröffnet wird, müssen sogar 575 Doppelwagen bereitstehen.

Weil die Schwachstellen zwar erkannt worden sind, aber bis zum kommenden Winter noch nicht komplett beseitigt werden können, schließen die Experten nicht aus, dass es bei strengem Frost und Schnee erneut Ausfälle geben kann und dann nicht mehr als 434 Doppelwagen einsetzbar sein würden. Auch im nächsten Sommer könnte der Einsatzbestand bei extremer Wetterlage nur 473 Doppelwagen umfassen. Von Ende 2012 an sollen alle Fahrzeuge technisch so weit sein, dass sie fahren können; nur 70 Doppelwagen sollen dann noch regelmäßig gleichzeitig in den Werkstätten stehen. Trotzdem will die S-Bahn die 70 Doppelwagen der einst für die BVG entwickelten Baureihe 480 und die 80 Einheiten der Reihe 485 aus DDR-Zeiten nach Auslaufen des Verkehrsvertrags mit den Ländern ausmustern.

Da die 500 Doppelwagen der Reihe 481 nach Angaben der Experten noch durchschnittlich 23 Jahren fahren könnten, steigen die Chancen der S-Bahn, zumindest einen Großteil des Netzes auch nach dem Ende des Verkehrsvertrages weiter betreiben zu können.
Würden die Länder darauf verzichten, müssten sie in einem neuen Vertrag mit einem neuen Betreiber auch neue Fahrzeuge mitfinanzieren, was die Zuschüsse in die Höhe treiben würde. Und sollte es für ein Drittel des Netzes, für das ab 2017 neue Züge eingesetzt werden sollen, Probleme mit den Fahrzeugen geben, könnten sogar die alten Züge noch einige Jahre fahren – allerdings dann wiederum nur unter Regie der S-Bahn.
Am Donnerstag musste sie allerdings vorübergehend auf der Strecke nach Königs Wusterhausen den Betrieb einstellen. Ein Defekt in einer Stromversorgungsanlage bei Zeuthen hatte zu einem Stromausfall geführt. Bis gegen 10 Uhr gab es deshalb zwischen Königs Wusterhausen und Zeuthen auf der S 46 nur Ersatzverkehr mit Bussen. Die Züge der S 8 endeten bereits in Grünau statt in Zeuthen.

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