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Berlin: Oh, wie schön ist Bogota: Tagesspiegel lädt zum Gespräch

Beeindruckt sind sie alle. „Das ist ja wunderschön hier!

Beeindruckt sind sie alle. „Das ist ja wunderschön hier!“,„Es wäre ein Jammer, wenn das verschwinden würde.“ Mehr als 100 Tagesspiegel-Leser kamen am Freitag ins bedrohte Hotel Bogota und ließen sich im Halbstundentakt von Stadterzähler Carl-Peter Steinmann und Hotelchef Joachim Rissmann durch das Baudenkmal an der Schlüterstraße 45 führen. Wie berichtet, kann Rissmann wegen des Konkurrenzdrucks auf dem Hotelmarkt die Miete nicht mehr bezahlen und hat eine Räumungsklage erhalten, Eigentümer Thomas Bscher möchte hier Büros und Geschäfte einrichten. Viele prominente Schauspieler und Kulturschaffende setzen sich für das Hotel ein, dessen Chef die bewegte Geschichte des Hauses gepflegt und lebendig gehalten hat.

Carl-Peter Steinmann ist regelmäßig mit Besuchern hier zu Gast. Jetzt, auf seiner, wie er sagt, „vielleicht letzten Führung“, erzählt er von der Bedeutung des Hauses für die Kulturgeschichte. Im Guten wie im Bösen, denn hier saß ab 1942 die Reichsfilmkammer: „Hier wurde jeder Film gezeigt, der im Deutschen Reich in die Kinos kommen sollte, hier saß die Zensur.“ Nach dem Krieg kamen Künstler wie Gustaf Gründgens oder Wilhelm Furtwängler hierher, um sich entnazifizieren zu lassen. 2002 besuchte Helmut Newton das Haus und ließ sich im ehemaligen Atelier seiner Lehrerin Yva, die von den Nazis umgebracht wurde, fotografieren. „Zu sehen, wie hier die Geschichte gepflegt wird, hat ihn sehr berührt. Das war seine Versöhnung mit Berlin.“

So groß auch die Sympathie der Unterstützer fürs Hotel ist: Dass ein Eigentümer die Miete einfordert und einem säumigen Mieter kündigt, kann man ihm kaum verübeln. Eigentümer Bscher erklärte, er habe nach dem Kauf 2006 einen fürs Hotel günstigen Mietvertrag geschlossen. Er hat sich bereit erklärt, am Mittwoch an einer Podiumsdiskussion im Tagesspiegel-Verlagsgebäude teilzunehmen. Erwartet werden Rechtsanwalt und Kunstförderer Peter Raue, der in seiner Zeit als Vorsitzender des Vereins der Freunde der Nationalgalerie die „MoMA“-Schau nach Berlin holte, Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Schaubühnen-Chef Friedrich Barner, Gerhard Buchholz von visitBerlin und Tagesspiegel-Autor Harald Martenstein. In der Diskussion soll es nicht nur ums Bogota, sondern auch um die Entwicklung der City West gehen. D.N.

Podiumsdiskussion, Askanischen Platz 3, Mittwoch 20 Uhr (14 Euro inkl. Sekt und Snack), Anmeldung erford.: Tel. 29021 520.

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