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Berlin: Ohne Kampf kein Sieg

Das letzte große Duell in der Berliner CDU ist 20 Jahre her: Eberhard Diepgen wollte regieren – Hanna-Renate Laurien auch

Vertraulich und geheim. Als die CDU das letzte Mal eine Kampfkandidatur auszufechten hatte, mussten Journalisten und Zuschauer draußen bleiben: am 16. Dezember 1983, im Schöneberger Rathaus, beim „Kleinen Parteitag“. Nach erstaunlich kurzen 70 Minuten Sitzung war es dann offiziell: Die Berliner CDU hatte Eberhard Diepgen als neuen Regierenden Bürgermeister nominiert.

Als im November 1983 Richard von Weizsäcker ankündigte, er werde seinen Posten als Regierender Bürgermeister aufgeben, um 1984 für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren, meldeten zwei Politiker ihre Ansprüche auf das Amt an: die resolute HannaRenate Laurien, Schulsenatorin unter Weizsäcker, und der eher pragmatische Diepgen, Fraktionsvorsitzender der West-Berliner CDU. Es war ein kurzes, aber leidenschaftlich geführtes Duell: Während die Befürworter Diepgens dessen langjährige Erfahrung ins Feld führten, meinten die Anhänger Lauriens, sie sei dank ihrer politischen Lebenserfahrung und ihrer unverwechselbaren Persönlichkeit die „stärkere Wahllokomotive“. Im Senat gehörten unter anderem Heinrich Lummer und Wilhelm Kewenig zu ihren Fans.

Das Ergebnis fiel allerdings eindeutig aus: Für Diepgen wurden im Landesausschuss 62 Stimmen abgegeben, Laurien erhielt 37. Nach der Wahl sicherte die Verliererin Diepgen umgehend ihre volle Unterstützung zu. Diepgen wurde am 9. Februar 1984 vom Abgeordnetenhaus zum Regierenden Bürgermeister gewählt; eine Kampfkandidatur gab es in der CDU seitdem nicht mehr. Für die Grünen – damals noch AL genannt – stand nach der Nominierung fest, das sei die „Niederlage des Reformflügels“. Die Wiedergeburt der „parteiinternen Hackordnung“. Heute klingt das ganz ähnlich, 20 Jahre danach. kf

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