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Berlin: Ohne Wasser läuft nichts

Verwaltung stellt neues Versorgungskonzept vor

Berlin und sein Wasser – das ist ein Liebesverhältnis. Wasser gehört zur Stadt, sieben Prozent der Stadtfläche sind nass. Berlin ist die Badegewässerhauptstadt der Welt, vermeldet das Landesamt für Gesundheit und Soziales. „Wasser Berlin“ heißt ein internationaler Kongress der Wasserwirtschaft, der Berlin und gutes Wasser geradezu voraussetzt. Ein Ruf, der verpflichtet. Die Umweltverwaltung und die Wasserbetriebe stellen heute ein neues Wasserversorgungskonzept vor, das „weiterhin hochwertiges Trinkwasser“ bis ins Jahr 2040 gewährleisten soll. Damit die Liebe zum Wasser nicht getrübt wird und frisch bleibt.

Gesund soll das Berliner Wasser sein und sozial ist es auch. Es fördert die Kontakte per Schiff auf Flüssen und Kanälen, in Strand- und sonstigen Bädern, an den Badestellen der Seen. In keiner anderen Millionenstadt, das ist vom Senat amtlich verbürgt, gibt es so viele Bademöglichkeiten an natürlichen Gewässern. Berlin und Wasser gehören zusammen. Ausflüge ohne Wasser sind ein halber Spaß: Nichts wie rein in den Tiergarten, sagen die Leute – aber der Neue See muss wenigstens in der Nähe sein. Wasser verspricht Frische, Kühle, Freiheit. Der Wannsee ist schon jetzt ein großes Wasserbett, auf dem sich die Stadt tummelt. Wasser ist Lebensmittel. Die Berliner gehen im Bundesvergleich sparsam damit um. Gut 110 Liter nutzen sie pro Kopf und Tag, verbrauchen lässt es sich nicht. Es bleibt als Abwasser der Stadt treu. Der Wasser-Wessi nutzt mehr als der Wasser-Ossi. Der ist nicht etwa schmuddelig, sondern profitiert von modernen, sparsamen Apparaturen, nach der Wende im Ostteil installiert.

Was ihr geliebtes Wasser wirklich kostet, wissen die wenigstenBerliner : 1000 Liter Trinkwasser sind für 2,216 Euro zu haben. Gefördert wird es aus 800 Grundwasserbrunnen, dann enteisent und mit Berliner Luft „verdüst“. Es enthält viel Kalzium und Magnesium,wird nicht gechlort und ist ein „gesundes Lebensmittel“, wie die Wasserbetriebe versichern. Im bundesweiten Vergleich ist es als „Gut plus“ bewertet. Und den Berlinern schmeckt es. „Beim Wasser ist der Mensch gefühlig“, sagt Stephan Natz von den Wasserbetrieben. Beim Karneval der Kulturen waren sie vor ein paar Tagen mit sieben Wasserbars vertreten, es wurde geschlürft wie Champagner. Gerade hat sich eine Engländerin bei den Wasserbetrieben beschwert, sie habe in zwei bekannten Mitte-Restaurants kein normales Leitungswasser bestellen können. Das Wasser sei nicht trinkbar, habe das Personal versichert und Mineralwasser gebracht. Die Wasserwerke sind in ihrer Ehre gekränkt. Und nicht nur sie, der gute Wasser-Ruf der ganzen Stadt seht auf dem Spiel: Die Tourismus-Marketing-Gesellschaft ist schon eingeschaltet worden.

Trinkwasser ist das eine. Ob – von der trüben Spree und den Kanälen einmal abgesehen – auch das Wasser zum Draußenbaden unbedenklich ist, überprüfen die Gesundheitsbehörden regelmäßig von heute an bis zum 15. September.

Die Senatsverwaltung für Stadtenwicklung propagiert seit Jahren die Ufer als ideale Stätten für Wohnen und Freizeit. So wurden „Wasserstädte“ an der Spandauer Havel und an der Rummelsburger Bucht gebaut. Wo möglich, wird Platz für Uferwege geschaffen. Das aktuelle Groß-Projekt Quartier Heidestraße in Sichtweite des Hauptbahnhofs wird eine große Grünfläche am Ufer des Schifffahrtskanals erhalten, damit sich viele Berliner am Wasser freuen können.

Die Stadt entdeckte den Charme der innerstädtischen Wasserlagen erst spät. Spree und Kanäle galten bis in die achtziger Jahre weithin als industrieller Hinterhof, zwischen Fabrikmauern versteckt.

Mit der Wende wurden viele Ufer erst zugänglich: Dass sich Strandbars etablierten, dass von „Strand“ die Rede ist und Stadtteile wie am einstigen Osthafen mit der O2-Halle entstehen - auch das ist ein Zeichen dafür, wie die Wasserlage für die Stadt mit einem der größten Binnenhäfen an Bedeutung gewinnt. Christian van Lessen

Christian van Lessen

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