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Nicht alle sind begeistert von der Idee, die Olympischen Spiele nach Berlin zu holen.

© dpa

Olympiabewerbung von Berlin: Politischer Hürdenlauf

Nicht bloß das Umfrageergebnis entscheidet über die Olympia-Vergabe, auch Expertenmeinungen zählen.

Die beiden elegant gekleideten Männer bewegten sich überaus würdig. Von oben sah es aus, als schritten Michael Müller und Alfons Hörmann zu einer bedeutenden Siegerehrung. Der Regierende Bürgermeister von Berlin und der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gingen mit ihrem Gefolge allerdings nur über den Rasen des vollkommen leeren Olympiastadions in Richtung Mittellinie. Ein PR-Termin für Fotografen.

Schwere Symbolpolitik also. Der Senat tagte am Dienstag im Olympiastadion, mit drei Präsidiumsmitgliedern des DOSB als prominenten Gästen. Alles Teil der Überzeugungsarbeit der Berliner Politik. Schließlich entscheidet das DOSB-Präsidium am 16. März, welche Stadt es am 21. März seiner außerordentlichen Mitgliederversammlung als deutsche Bewerberstadt für die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 empfiehlt: Berlin oder Hamburg.

Hörmann war erwartungsgemäß „beeindruckt“ von den Bemühungen des Senats, und Müller hatte ebenso erwartungsgemäß den Gästen zusammengefasst mitgeteilt: „Wir wollen die Spiele, wir können die Spiele.“ Und Sportsenator Frank Henkel hat „den Eindruck, dass der Funke der Begeisterung bei der Bevölkerung übergesprungen ist“. Nicht bei allen in der Bevölkerung, das räumt er ein, „aber mit den Kritikern werden wir uns konstruktiv auseinandersetzen“.

Die Entscheidung hängt auch von den Bürgern ab

Soweit die sportpolitische Fassade. Doch die Entscheidung hängt von anderen Punkten ab. Von der aktuellen repräsentativen Umfrage unter je 1.500 Bürgern in Berlin und Hamburg zum Beispiel. „Die Umfrage ist nicht der alles entscheidende Punkt, aber ein wichtiger“, sagt Hörmann. Im September 2014 hatten sich in Berlin 48 Prozent der Befragten für Olympia ausgesprochen, in Hamburg 53 Prozent.

Diese Zahlen dienen nun als Maßstab. „Wir schauen, wie sich die Zahlen vom Februar gegenüber denen von September entwickelt haben“, sagt Hörmann, „und wir achten auf die absoluten Zahlen.“ Veröffentlicht werden die Umfrageergebnisse „vor dem 15. März“ (Hörmann).

Dem DOSB werden die Ergebnisse am 9. März vorliegen. Da beginnt eine zweitägige Präsidiumssitzung, in der debattiert wird, nach welchen Kriterien die Entscheidung nun genau gefällt werden soll.

Am 15. März trifft sich das Präsidium erneut. Nun allerdings stoßen alle möglichen Experten zu den Führungsmitgliedern. An diesem Tag werden Vertreter von olympischen und nichtolympischen Sportverbänden ihre Meinung zu den Bewerberstädten mitteilen. Und dann: Auftritt der Bewerber. Hamburg und Berlin werden sich präsentieren.

Am nächsten Tag kommen weitere Experten zu Wort, diesmal auch aus dem politischen und gesellschaftlichen Bereich. Deren Namen will der DOSB allerdings erst nach der Entscheidung bekannt geben. Nach den Experten findet dann die offizielle Präsidiumssitzung statt. Neun Mitglieder (IOC-Präsident Thomas Bach wird fehlen) sitzen zusammen; ob aber alle abstimmen dürfen, wird gerade geprüft. Zwei Mitglieder wohnen in Berlin, sind sie deshalb befangen? „Sind sie nicht“, sagt Hörmann, der Wohnort allein sei noch kein Ausschlusskriterium.

Stichtag für die Entscheidung ist der 21. März

Am 21. März fällen dann 99 Funktionäre die Entscheidung. Es wäre schon überraschend, wenn sie der Empfehlung ihres Präsidium nicht folgen würden.

Berlins berüchtigste Baustelle wird für die Entscheidung keine Rolle spielen, das verkündet Hörmann sinngemäß. Denn Flughafenchef Hartmut Mehdorn höchstpersönlich ist mit dem DOSB-Chef und anderen Spitzenfunktionären über den BER spaziert und schreckte dabei offenkundig vor kühnen Sätzen nicht zurück. „Er hat uns glaubwürdig nachgewiesen“, sagt Hörmann, „dass der BER rechtzeitig fertig gestellt sein wird.“

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