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Der Sportsmann. Frank Steffel ist Unternehmer, Politiker, Hertha-Mitglied und ziemlich gut vernetzt. Hier plaudert mit dem Regierenden am Rande eines Handballspiels in der Schmeling- Halle. Steffel ist nämlich auch Füchse-Präsident.

© Imago

Olympiadebatte in Berlin: "Olympia 2024? So wird das nichts"

Der Bundestagsabgeordnete und Füchse-Präsident Frank Steffel hält eine Bewerbung Berlins zum jetzigen Zeitpunkt für falsch.

Berlin, Berlin – die Spiele geh’n nach Berlin: So könnten die Jubelrufe lauten, sollte Berlin den Zuschlag für Olympische Sommerspiele erhalten. Doch ob es dazu jemals kommt, ist überaus fraglich. Zu überstürzt war der Ruf nach einer deutschen Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2024 nach dem niederschmetternden Votum der bayerischen Gemeinden gegen die Winterspiele 2022. Zu kurz die Frist für die Beantwortung des Fragenkatalogs des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) bis Ende August 2014. Hinzu kommt der Konflikt mit der parallel geplanten Bewerbung des Deutschen Fußballbundes für die Fußball-Europameisterschaft 2024.

Statt eines gut vorbereiteten Gesamtkonzepts für 2028 oder 2032 erwartet der DOSB eine überhastete Bewerbung für die Sommerspiele 2024. Statt Voraussetzungen zu definieren und eine Stadt im nationalen Interesse zu bitten, die deutsche Bewerberstadt zu werden, liefern sich Hamburg und Berlin ein politisches Schaulaufen. Ein nachhaltiges Konzept und eine begeisternde Vision, um die Menschen zu überzeugen und für das Großprojekt Olympia zu gewinnen, ist weit und breit nicht zu erkennen.

Wir sind der Gegenentwurf zu Sotschi, Peking und Katar

Ohne die große Zustimmung der deutschen Bevölkerung und insbesondere der Menschen in der Bewerberstadt haben wir keine Chance. Ohne die Einbindung der Opposition, also der möglichen Regierung von morgen, werden wir den jahrelangen Bewerberkampf nicht gewinnen.

Die Bewerbung Berlins muss für eine Wende der olympischen Entwicklung stehen. Wir sind der wirtschaftliche, demokratische und moralische Gegenentwurf zu Sotschi, Peking und Katar.

Nach „arm, aber sexy“, Flughafen-Desaster und Konzeptionslosigkeit bei der Nutzung des Tempelhofer Feldes braucht Berlin eine verbindende Idee – einen neuen Aufbruch. Das könnten Olympische Spiele sein. Wir könnten unsere Stadt in den nächsten zehn Jahren neu erfinden – mit den Berlinern, für die Berliner. Inklusive Wohnungsbau, einer verbesserten Infrastruktur, Schul- und Sportstättensanierung sowie besseren Rahmenbedingungen für Vereins-, Breiten- und Jugendsport.

Wir brauchen Spiele der Berliner, nicht der Funktionäre!

Ziel einer Olympia-Bewerbung dürfen nicht primär die Wochen der Olympischen Spiele sein. Wir brauchen ein Sportfest, von dem unsere Stadt dauerhaft profitiert! Wir brauchen Spiele der Berliner, nicht der Funktionäre!

„Es wird darum gehen, dass sich nicht mehr eine Stadt an Olympia anpassen muss, sondern Olympia an die besonderen Bedingungen und Gegebenheiten einer Stadt.“ Mit diesem Satz fasste DOSB-Präsident Alfons Hörmann das Ziel zutreffend zusammen. Eine deutsche Olympia-Bewerbung muss daher vor allem für Bescheidenheit und Nachhaltigkeit stehen sowie den Menschen in der Gastgeberstadt dauerhaft nutzen.

Tiefgreifende Reformen und neue Vergabekriterien im IOC sind für eine Zustimmung der Bevölkerung unverzichtbar. Nur so kann der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach die Zustimmung der Deutschen für eine deutsche Bewerbung garantieren. Nur so überzeugen wir die Menschen und begeistern sie für ein olympisches Sommermärchen. Und nur, wenn wir begeistert sind, werden wir andere begeistern können!

Unser Gastautor Frank Steffel vertritt seit 2009 den Wahlkreis Berlin-Reinickendorf im Deutschen Bundestag. Er ist Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Sportausschuss. Zudem ist er stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner CDU und saß von 1991 bis 2009 im Abgeordnetenhaus. Außerdem ist er Präsident des Sportvereins Füchse Berlin

Weitere Positionen zur Olympia-Bewerbung Berlins finden Sie in unserer Olympiadebatte.

Frank Steffel

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