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Berlin: Onkel Toms Hüttenzauber

Aus unserem neuen Zehlendorf-Blog: Wie eine Baustelle zur Schaustelle wird. Kreative verwandeln leere Läden des denkmalgeschützten U-Bahnhofs.

Berlin - An Cafétischen sitzen Gäste und genießen die Sonne. Der westliche Vorplatz des U-Bahnhofs Onkel Toms Hütte lädt ja auch zum Verweilen ein – allerdings bislang nur auf der Fotomontage des Projekts „Zukunftskiez Onkel Toms Hütte“. Die Realität mit Baucontainern am Straßenrand sieht anders aus. Aber das soll sich schrittweise ändern. Erstes Zeichen dafür war der Auftakt zum „Onkel Toms Baustellensommer Café“ am Wochenende mit Kaffeeausschank und Crêpes-Verkauf.

Nach den Sommerferien und dem Ende der Bauarbeiten für den Aufzug soll dann ein „Dorfplatz mit Aufenthaltsqualität“ entstehen. Dazu gehört ein Wochenmarkt, den der Betreiber des Markts im Kreuzberger Graefekiez leiten will. „Frischen Wind“ versprechen Planer ab dem 24. August auch in der denkmalgeschützten, 81 Jahre alten Ladenstraße im U-Bahnhof. Zu den Initiatoren gehören Dieter Aßhauer, der einen Großteil der Passage für die Immobilienfirma Ansorge verwaltet, und Projektleiterin Heide Wohlers. Ihr Unternehmen „aha – Büro für zukunftsfähige Entwicklung und Kommunikation“ ist mit EU-Fördermitteln für das Bezirksamt tätig, als Anlaufstelle dient der Nachbarschaftsladen des Vereins „Papageiensiedlung“ in der Ladenstraße. Ein Jahr lang wurde mit vielen Beteiligten über Verbesserungen in der Gegend diskutiert.

Nun will man aus dem Leerstand mehrerer Läden das Beste machen. In Schaufenstern des ehemaligen Schlecker- Markts deuten Designerstücke dessen künftige Nutzung an: Zwei Dutzend junge Mitglieder des „Kreativnetzes Neukölln“ möchten selbst entworfene Mode, Wohnaccessoires und andere Produkte präsentieren. Die große Fläche des Drogeriemarkts werden die Designer nach der Eröffnung am 24. August wohl nur ein paar Wochen lang nutzen, danach will Aßhauer sie auf kleinere Räume verteilen. Er kennt die Kreativen, weil er auch Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Karl-Marx-Straße in Neukölln ist.

Auch Heide Wohlers ist erfahren, sie hat schon Kreuzberger Markthallen- Händler unterstützt und erwägt jetzt eine Kooperation mit der dortigen „Markthalle Neun“. Denn außer dem Wochenmarkt soll es zusätzlich einen Laden für frische Lebensmittel aus der Region geben – damit könnte sich auch der Wunsch vieler Anwohner nach einem Fleischer erfüllen. Vielleicht wird es auch eine Boutique für „Bio-Businessmode“ geben, eine darauf spezialisierte Anbieterin soll interessiert sein. Gern würde Aßhauer zudem ein Sanitätsfachgeschäft für die vielen älteren Anwohner ansiedeln, noch ist dies jedoch nicht absehbar.

Darüber hinaus ist im früheren Schlecker-Markt ein multifunktionaler Fahrradladen angedacht, der sich besonders der Elektro-Mobilität widmen soll. Auch hierfür muss allerdings ein Betreiber gefunden werden. Als Zielgruppe stellt sich Wohlers auch Besuchergruppen vor, die aus architektonischem Interesse häufig in der Bruno-Taut-Siedlung unterwegs sind. In Kooperation mit Händlern an anderen U-Bahnhöfen – darunter Optikermeister Christian Zech von der IG Krumme Lanke – sei sogar ein „Kiezkurier“-Dienst denkbar: Man könne Transporte mit Elektro-Lastenrädern anbieten.

Bald wird die Ladenstraße neue Mitbewerber haben, im September wollen auf der Truman Plaza am U-Bahnhof Oskar- Helene-Heim eine Reichelt-Filiale und ein Bio-Supermarkt eröffnen. Auch deshalb sei es wichtig, sich vom üblichen Angebot abzuheben, betonen Wohlers und Aßhauer. Die Geschäfte sollten nicht nur der Nahversorgung dienen. „Und wir müssen regelmäßig Veranstaltungen machen“, sagt Wohlers.

Vorerst ausgebremst ist eine andere Idee: Die Nachbarschaftsinitiative „Onkel Toms Kiezhütte“ des Vereins Papageiensiedlung wollte die frühere Sparkasse an der Riemeisterstraße zum gemeinnützigen Treffpunkt machen; Anwohner waren bereit, insgesamt rund 27 000 Euro Gründungskapital bereitzustellen. Doch wegen einer vermuteten Asbestbelastung und Belüftungsproblemen schien der Umbau letztlich zu kostspielig. Ein anderes geeignetes Gebäude ist noch nicht in Sicht. Wohlers sieht die Lösung in der Ladenstraße: Mit Angeboten wie dem Fahrradverleih könne die Passage doch einige Funktionen der „Kiezhütte“ übernehmen.

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