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Open-Air in Berlin: "Secrets Festival" war für viele Besucher ein Desaster

Das „Secrets Festival“ sollte ein ganz besonderes Open-Air-Ereignis werden. Doch dann ging einiges schief. Jetzt gibt es böse Worte und Streit um Geld.

Bunte Campingzelte unter grünen Nadelbäumen, beleuchtete große Tipis unter klarem Sternenhimmel und musikalische Unterhaltung von zahlreichen Künstlern – darunter Maxim oder Leslie Clio. Außerdem: ein Food-Village und Workshops von Hula-Hoop bis Stand-up-Paddeln. So kündigten die Brüder R. der HDR² GmbH ihr „Secrets Festival“ im Internet mit professionellen Fotos an. Vom 14. bis 16. August fand das Festival in Marienwerder nun statt – und hinterließ bei vielen Besuchern Frustration statt Frohsinn.

„Das Professionellste an dem Festival war das Bändchen“, sagt Anna Wegner aus Köln. Sie ist mit großer Erwartung zum „Secrets Festival“ gefahren und ist frühzeitig wieder abgereist. „Es war eine reine Enttäuschung: Der Zeltplatz war ein Acker, auf dem kein Hering hielt, das Fünf-Gänge-Menü für 65 Euro fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und von drei Bühnen war eine in Ordnung“, sagt sie.

Sicherheitsmängel auf der Bühne

„Ich halte das alles für eine Abzocke.“ Mit ihren Aussagen ist die 32-Jährige nicht allein: Bei Facebook wurde von enttäuschten Besuchern die Gruppe „Secrets-Festival-Kritik“ gegründet, in der Unmut und schlechte Erfahrungen geäußert werden. Knapp 850 Mitglieder zählt diese bereits. Auf geposteten Fotos wird deutlich, dass die Realität anders aussah als die Abbildungen auf der Homepage des Veranstalters. Außerdem klagen die Mitglieder u. a. über zu wenig Toiletten, zu lange Wege und zu wenig Beleuchtung. Zusätzlich ist die Rede von Sicherheitsmängeln auf der Bühne. Sänger Maxim und die Band Roosevelt hatten ihren Auftritt abgesagt.

Vorwürfe, die R., der ebenfalls Veranstalter vom „Holi Festival of Colours“ ist, so nicht nachvollziehen kann. Dass es Kritik gibt, versteht der 30-Jährige zwar, doch ist er verärgert, dass es sich hierbei „nicht mehr um rein sachkundige Fakten handelt“ und die positiven Erfahrungsberichte untergingen. „Wir beantworten jede einzelne E-Mail, aber die Leute sollen mit uns in direkten Kontakt treten“, sagt er. Als Grund für die unerfüllten Erwartungen gibt er kurzfristige Absagen von Partnern und damit verbundene Baustellen an. Außerdem erklärt er, dass 150 Toiletten auf dem Gelände ausreichend waren.

TÜV habe alles abgenommen

„Wir haben die Auflagen erfüllt und hatten mehr als nötig. Wir hätten sie einfach besser verteilen müssen“, sagt er. Was die Wege betrifft, spricht R. von 800 Metern zwischen Parkplatz und Gelände und 1,5 Kilometern zwischen Campingplatz und Festival. „Das haben wir vorab auch so kommuniziert“, sagt er. Und auch die mangelnde Beleuchtung will er noch in der Nacht zum Samstag behoben haben.

Was die Sicherheit auf der Bühne betrifft, soll diese laut R. gewährleistet gewesen sein: „Am Mittwoch war der TÜV da und es wurde alles so abgenommen. Ich verstehe nicht, warum Maxim und Roosevelt ihre Auftritte absagten.“ Das Management von Maxim war zu keiner Stellungnahme bereit.

Zehn Monate entwickelten und organisierten die Brüder R. ihr Festival und versprachen Naturnähe, Musik, Kunst und Workshops. Ihre Idee: ein anderer Fokus als bei gängigen Musikfestivals wie beispielsweise der „Fusion“ in Lärz oder dem „Melt! Festival“ in Gräfenhainichen.

Für 750 Euro Comfort Glamping

Auch sollten Familien sich willkommen fühlen. Die regulären Ticketpreise lagen bei 79 Euro. Mit „Comfort Glamping“, einem Wortspiel aus Camping und Glamour, versprachen sie ab 750 Euro für das Wochenende außerdem idyllische Schlafplätze. Auch hierüber äußerten die Gäste ihren Unmut und behaupten, mit den Fotos auf der Homepage in die Irre geführt worden zu sein: „Wir fanden die Zelte schön, jedoch muss man sagen, dass sie den Bildern und Beschreibungen auf der Seite nicht entsprachen“, sagt Tanja Loyt.

Sie wünscht sich dennoch, dass die Veranstalter das Festival im nächsten Jahr wiederholen und aus den Fehlern lernen: „Ich denke, dass jedes Festival beim ersten Mal unperfekt ist. Zwar sollte es erhebliche Verbesserungen geben, die mir allerdings nicht unmöglich erscheinen.“ Was das „Glamping“ betrifft, so sagt R., „vielleicht mit falschen Bildern“ gearbeitet zu haben, und will eventuell Geld zurückzahlen.

In der Facebook-Gruppe erwähnt ein Mitglied bereits die erfolgreiche Rückerstattung. Ob das Festival im kommenden Jahr stattfinden soll, hält R. offen, dennoch möchte er vorerst an seiner Idee festhalten und aus der Kritik lernen, wie er sagt.

Merle Collet

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