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Berlin: Opfer getötet und zersägt

Hautarzt streitet Mord jedoch weiter ab / Staatsanwalt zweifelt an TeilgeständnisVON JENS ANKER BERLIN. Der Berliner Hautarzt Stefan Sch.

Hautarzt streitet Mord jedoch weiter ab / Staatsanwalt zweifelt an TeilgeständnisVON JENS ANKER BERLIN. Der Berliner Hautarzt Stefan Sch.hat am Freitag überraschend zugegeben, daß die bis heute verschwundene Prostituierte Szanett Sch.in seiner Wohnung ums Leben gekommen ist.Er schilderte außerdem, wie er die Leiche zerteilt und beiseite geschafft hat.Damit hat er erstmals eingeräumt, daß er Kontakt zu der 18jährigen hatte.In den vergangenen Monaten hatte er stets jede Schuld von sich gewiesen.Die Staatsanwaltschaft wertet die Angaben als taktisches Geständnis und will nach der aus ihrer Sicht widersprüchlichen Aussage des Arztes an dem Mordvorwurf festhalten.Insgesamt wirft der Staatsanwalt dem Mediziner einen Mord und vier Mordversuche an drei Berliner und einer Frankfurter Prostituierten vor. Nie habe er jemanden töten wollen oder dies getan, sagte der Arzt am Vormittag.Die junge Prostituierte sei gestorben, als er im Badezimmer war.Zuvor hätten sie eine Reihe sado-masochistischer Praktiken angewandt.Er habe sie auch mit einem Gürtel gedrosselt.Die Initiative sei dabei immer von Szanett Sch.ausgegangen.Als er aus dem Badezimmer zurückkehrte, sei die Leiche bereits kalt gewesen und habe Leichenflecke aufgewiesen. Der Arzt erzählt seine Geschichte mit leiser, monotoner Stimme.Die Ellenbogen ruhen auf der Stuhllehne, die Unterarme rudern in der Luft.Auf den vollbesetzten Zuschauerbänken ist es vollkommen still, während Stefan Sch.Details aus der Nacht erzählt, in der er die Prostituierte getötet haben soll. Er habe Angst gehabt, zur Polizei zu gehen.Deshalb sei ihm die Idee gekommen, die Leiche fortzuschaffen.Dazu habe er sie in der Mitte zersägt, Unterarme sowie -schenkel abgetrennt und in einen Einkaufsrolli verstaut."Der Mordvorwurf belastet mich nicht so sehr wie die Szenerie in der Wohnung." Danach habe er die Leichenteile in mehrere Müllcontainer in Spandau geworfen, sagte der Arzt weiter.Er räumte außerdem das Würgen der anderen Prostituierten ein.Allerdings habe er dabei nie die Absicht gehabt, sie zu töten. Staatsanwalt Hartmut Schneider zweifelt an weiten Teilen des Geständnisses.Das Erkalten einer Leiche bei Zimmertemperatur brauche mehrere Stunden.Außerdem sei es unüblich, daß die Initiative für außergewöhnliche Sexualpraktiken von Prostituierten ausgehe.Auch sei nicht plausibel, daß er sich der Leiche in Spandau entledigt hätte.Eine Woche nach dem Geschehen im März vergangenen Jahres hatte sich der Arzt einen Wagen gemietet und war nach Norddeutschland gefahren.Wahrscheinlicher sei, daß er die Leiche mit dem Mietauto beseitigt habe.Vollkommen unklar bleibt, wie Szanett Sch.ums Leben gekommen sein soll, während der Arzt sich im Badezimmer aufhielt. Sich selbst schilderte der Arzt als sexuellen Versager.Phasenweise habe er unter erheblichem Einfluß von Tabletten gestanden."Ich war durchgeknallt", sagt er.Noch nie habe er normalen Geschlechtsverkehr mit einer Frau gehabt.Mehr als oberflächliche Beziehungen habe es nie gegeben, weil er sich wegen seiner Potenzprobleme schämte.Die Probleme hätten sich aufgestaut.Seit seiner Bundeswehrzeit sei er daher zu Prostituierten gegangen."Das ist ein Umfeld, an das man sich wendet, wenn man sich sonst nirgendwo hinwenden kann." Sein Ziel, eine Familie zu gründen, habe er verfehlt.Stattdessen hatte sich der Mediziner in die Arbeit gestürzt. Bislang hatte er die Vorwürfe entweder geleugnet oder die Übergriffe als Notwehr dargestellt.Mehrmals hatten er und sein Verteidiger Polizei und Staatsanwaltschaft schlampige Ermittlungen vorgeworfen und die Stichhaltigkeit der Indizien bezweifelt.Am schwersten belasteten den Arzt bislang Fotos einer offenbar toten Frau in seiner Wohnung.Am Freitag sagte er, er habe die Aufnahmen gemacht, um später beweisen zu können, daß die Frau noch lebte, als sie in seiner Wohnung war.Er hatte der Leiche eine Flasche in die Hand gedrückt, um den Eindruck zu erwecken, sie trinke daraus.

JENS ANKER

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