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Berlin: Optimismus als Medizin

Vivantes-Aufsichtsrat beschließt Sanierungsplan. Gewinne ab 2008 – vielleicht

Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes soll aus eigener Kraft gesunden. Im Jahre 2008 wird das finanziell angeschlagene Unternehmen, das zuletzt kurz vor der Insolvenz stand, Gewinne von über 50 Millionen Euro einfahren – so zumindest hat es der Aufsichtsrat des Konzerns am Mittwoch beschlossen. Grundlage des optimistischen Beschlusses ist ein Sanierungskonzept der Konzernleitung. Damit hat sich das Land als Eigentümer des Konzerns entschieden, ohne fremdes Kapitals auszukommen. Das Kaufangebot der fränkischen Rhön-Klinikums-AG ist zumindest auf die lange Bank geschoben. Eine verpasste Chance, sagen nicht nur Oppositionspolitiker. Auch die Krankenkassen sind mit der Ablehnung des Angebots von Rhön, die 200 Millionen Euro in den Konzern investieren wollte, unzufrieden. „Mit einem finanzkräftigen Partner wäre die Sanierung des Unternehmens schneller gelungen“, sagt Karl-Heinz Resch, Leiter der Berliner Ersatzkassenverbände. „Nur so könnte Vivantes wie verabredet die Behandlungskosten pro Patient Anfang 2007 auf Bundesdurchschnitt senken.“ Mit dem Sanierungskonzept, das die Unternehmensberatung McKinsey auf Plausibilität geprüft hat, ist das erst zwei Jahre später der Fall.

Gesundheitssenatorin Heidi KnakeWerner (PDS) dagegen ist zufrieden. „Dass Rhön so viel investieren will, zeigt doch, dass Vivantes Potenzial hat.“ Und das sollte Berlin allein heben. Sie sei überrascht von der großen Einmütigkeit, mit der alle an der Sanierung von Vivantes beteiligt seien. Alle, das heißt besonders die 14 000 Beschäftigten. Sie sollen durch den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld jährlich 34 Millionen Euro einbringen. „Insgesamt 170 Millionen“, rechnet Vivantes-Chef Wolfgang Schäfer vor. Doch das stimmt nicht ganz. Denn die Gewerkschaft Verdi handelte als Gegenleistung Prämien für die Mitarbeiter aus für jedes Jahr, das nach Sanierungsplan läuft. Bis 2008 wären das insgesamt 51 Millionen Euro. Außerdem verzichtet der Konzern bis Ende 2010 auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Abbau von 1700 Vollzeitstellen – darunter 300 von rund 1500 Arztstellen – bis 2008 soll sozialverträglich erfolgen.

Berlin übernimmt die Altschulden des Unternehmens in Höhe von 230 Millionen Euro. Damit spart Vivantes jährlich elf Millionen Euro Zinsen und ist für Banken wieder kreditfähig. Im Sanierungskonzept sindt bereits neue Schulden angekündigt. Bis zu 50 Millionen Euro sollen aufgenommen werden, um mögliche Liquiditätsengpässe zu überwinden.

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