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Der Rest vom Fest: Nur im ganz kleinen Kreis wurde schließlich gefrühstückt.

© Thilo Rückeis

Ordnungsamt untersagt Flashmob auf der Oberbaumbrücke: Hier gibt's kein Frühstück

Ein Gehweg ist kein Speisesaal: Das Ordnungsamt hat das für Sonntag geplante Flashmob-Frühstück auf der Oberbaumbrücke kurzfristig untersagt. Aber die nächsten Gelegenheiten zum geselligen Beisammensein in Friedrichshain kommen.

Der Brief vom Ordnungsamt kam spät, aber er kam. Einen Tag vor dem „Frühstück an der Spree“, das an diesem Sonntag geplant war, teilte die Behörde mit, dass sie die Veranstaltung untersage. Tische und Stühle dürften nicht auf der Oberbaumbrücke aufgestellt werden, der Gehweg sei ein Gehweg und kein Frühstückssaal. Zur Überwachung parkte ein Polizeiauto am Vormittag auf der Radspur, damit sich trotz Verbots kein Flashmob bildete.

Dabei hatte sich Volker Siems das so schön vorgestellt. Auf der Brücke über die Spree sollten sich alle treffen, der Kiez Kreuzberg und der Kiez Friedrichshain. „Wir stellen die Tische, du bringst etwas zum Frühstücken mit (Kaffee, Tee, Marmelade, Wurst, was du halt so magst) und teilst es mit Nachbarn und Passanten“, hieß es in einer Ankündigung. Und weiter: „Wir brechen das Schweigen und reden miteinander. Wir geben dem Zufall die Chance, uns mit wunderbaren Menschen zusammenzubringen. Wir haben Spaß und eine gute Zeit. Wir machen die Oberbaumbrücke zu unserem Wohnzimmer auf Zeit.“ Die Brücke zwischen Kreuzberg und Friedrichshain sei ein „Kristallisationspunkt“, wie geschaffen zum Kennenlernen.

Ein Frühstück des Miteinanders war geplant, im bewussten Gegensatz zur traditionellen Gemüseschlacht (auch Brückenschlacht oder Wasserschlacht genannt). Bei dieser bekriegen sich der alte Ost- und der alte Westbezirk einmal jährlich im Sommer, man bewirft sich mit Faulem und Nassem. Allerdings ist dieses Spektakel bei der Polizei als Demonstration angemeldet und untersteht damit nicht der Hoheit des bezirklichen Ordnungsamtes.

Statt des geplanten Wohnzimmers gab es gestern nur etwas Protestmusik im Stehen und ein paar Häppchen für Passanten aus einem Bastkörbchen. Statt der 100 bis 200 Frühstücksgäste kamen am Sonntag nur zwei Dutzend zum Gucken. „Die hätten ja auch anrufen können vorher“, ärgert sich Siems über das Amt. So hätte er seine Veranstaltung früher absagen können. Hauptsächlich rätselt er jedoch über die prinzipielle Frage, ob „so was“ wie auf der Oberbaumbrücke überhaupt angemeldet  werden müsse. Siems gehört zu „Polly & Bob“, das kleine Unternehmen hatte zuletzt die „Nacht der singenden Balkone“ in Friedrichshain organisiert und plant nun ein „Running Dinner“, eine Art „Nachbarn kochen für Nachbarn“. Also weg von den Balkonen, rein in die Küchen.

Anmeldung bis zum 5. Dezember unter blog.pollyandbob.com/de

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