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© Doris Klaas

Organtransport: Maschine mit Herz

Das Deutsche Herzzentrum hat ein neues Gerät erworben, mit dem Spenderherzen vor der Transplantation in einem stabilen Zustand bleiben. Noch immer sind jedoch zu wenig Deutsche zu einer Organspende bereit.

Janine Woidicke lebt seit mehr als zehn Jahren mit dem Geschenk eines Fremden: Am 26. Mai 1998 hat die junge Frau eine neues Herz bekommen – weil sie einen angeborenen Herzfehler hat und die linke Herzkammer immer schlechter funktionierte. Die Operation im Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) überstand die junge Frau gut. „Für mich ist das fremde Herz schon lange meines geworden“, sagt sie.

Die Aussichten der 24-Jährigen sind gut: „Transplantierte Herzen halten erfahrungsgemäß etwa 20 bis 30 Jahre“, sagt Roland Hetzer, der ärztliche Direktor des DHZB. Erfahrungen über einen längeren Zeitraum gebe es noch nicht. Damit die Herzen auch auf dem Weg – also nach der Entnahme aus dem Körper des hirntoten Spenders und vor der Transplantation – in einem stabilen Zustand bleiben, hat das DHZB ein neues Gerät erworben: das Organ Care System.

Auf den ersten Blick sieht diese HerzLungen-Maschine aus wie ein Kopierer. Aber wenn Oberarzt Christoph Knosalla das Verdeck des großen, rechteckigen Kastens abnimmt, sind verschiedene Schläuche zu sehen und ein großer Plastikbeutel. In diesem Kasten kann das Herz nach der Entnahme weiter schlagen – und wird mit warmem, sauerstoffreichen Spenderblut durchspült. Normalerweise gehen die Herzen dagegen „kalt“ auf die Reise: Sie werden mit einer speziellen Lösung behandelt und dann „auf Eis gelegt“. Bei diesem Transportweg steigt jedoch nach einigen Stunden das Risiko, dass das Organ geschädigt wird.Trotz der Freude über das neue Gerät zeigt sich Herzprofessor Roland Hetzer aber auch besorgt: über den Rückgang an Organspendern und die im internationalen Vergleich niedrige Zahl von Trägern eines Organspendeausweises. Hetzer ist deshalb für die Änderung des Transplantationsgesetzes. „Wir sollten die Widerspruchsregelung einführen“, sagt der Mediziner kurz vor dem „Tag der Organspende“ am kommenden Sonnabend. Diese Regelung gilt unter anderem in Österreich und besagt, dass jedem Verstorbenen Organe entnommen werden dürfen, der sich zu Lebzeiten nicht deutlich dagegen ausgesprochen hat. In Deutschland gilt hingegen die „erweiterte Zustimmungslösung“, bei der Organe entnommen werden, wenn der Betroffene dies ausdrücklich – zum Beispiel durch einen Organspendeausweis – bejaht hat oder die Angehörigen der Entnahme zustimmen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist die Zahl der Organspenden 2009 leicht gestiegen, nach einem starken Rückgang im Jahr 2008. Im vergangenen Jahr haben laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 17 Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis mit sich geführt. Der Tagesspiegel hat im vergangenen Jahr intensiv über das Thema Organspende berichtet und jedem Exemplar des Klinikführers einen Organspende-Ausweis beigelegt – in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Rita Nikolow

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