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Naturgewalt. Am 5. Oktober 2017 fegte das Sturmtief Xavier über Berlin und Brandenburg hinweg. Der Orkan riss zehntausende Bäume in der Stadt um, von denen einige wie hier in Neukölln auf Autos stürzten.

© imago/Travel-Stock-Image

Orkan Xavier in Berlin und Brandenburg: „Die Aufräumarbeiten dauern an“

Orkan Xavier richtete massive Schäden an. Wie ist die Bilanz heute, ein Jahr später? Und was steht Berlin im Herbst bevor? Ein Gespräch mit Derk Ehlert.

Vor einem Jahr zog der Orkan Xavier durch Berlin und Brandenburg – mit verheerender Bilanz. Er hinterließ eine Schneise der Verwüstung, fünf Menschen kamen ums Leben. Die Aufräumarbeiten sind immer noch nicht beendet. Darüber und über die bevorstehende Sturmsaison sprach der Tagesspiegel mit Derk Ehlert, Experte für Umweltfragen in der Senatsverwaltung.

Ein Jahr ist seit Orkan Xavier vergangen. Wie ist die Bilanz?
Die Aufräumarbeiten dauern noch immer an. In den Bezirken gibt es noch unterschiedlich viel zu tun, auch weil die Bezirke verschieden stark von Xavier getroffen wurden. Vorrang hatte zunächst, die Wege von umgestürzten Bäumen zu befreien und Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Das ist auch passiert. Noch immer sind aber Arbeiter damit beschäftigt, jenseits der Wege aufzuräumen.

Wie viele Bäume hatte es in Berlin denn getroffen?
Auf dem gesamten Stadtgebiet wurden knapp 60.000 Bäume beschädigt. Wir können uns da aber auch nur auf die Erhebung beziehen, die im Februar vom Berliner Abgeordnetenhaus veröffentlicht wurde.

Und was passiert mit den beschädigten Bäumen?
Wenn das Holz als solches noch brauchbar war, konnte es als Festmeter Holz verkauft werden. Zum größten Teil ist das so geschehen. Es musste aber auch nicht alles beseitigt werden. Vor allem abseits der Wege wurden Äste gezielt liegen gelassen, da sie beispielsweise dem Boden als Schutz dienen.

Warum konnte Xavier im vergangen Jahr Schäden in diesem Ausmaß anrichten?
Der Orkan hat nicht nur morsche oder alte Bäume getroffen, sondern auch gesunde. Das war das Verheerende an dem Sturm. Der Sommer war viel nasser als der in diesem Jahr. Die Böden waren deswegen komplett durchnässt und die Blätter an den Bäumen Anfang Oktober noch viel größer und grüner. Damit bot sich dem Wind eine größere Angriffsfläche.

 Es wurden knapp 60.000 Bäume beschädigt
Es wurden knapp 60.000 Bäume beschädigt

© Thilo Rückeis

Und wenn der Baum dann noch am Straßenrand stand?
War es noch viel ungünstiger. Straßenbäume leiden eh schon mehr durch die Abgase. Außerdem können sie auch kein so weitverzweigtes und damit standfesteres Wurzelwerk ausbilden. Die Straße schränkt ihren Ausbreitungsraum ein.

Ist in diesem Jahr wieder mit so verheerenden Schäden zu rechnen?
Die Bedingungen sind in diesem Jahr ganz anders als im vergangenen. Durch den langen, heißen und trockenen Sommer haben viele Bäume kleinere Blätter, die nicht mehr saftig grün strahlen, sondern schon herbstlich verfärbt sind. Ein Sturm hätte keine so große Angriffsfläche wie 2017. Außerdem sind die Böden auch nicht derart durchweicht, dass ganze Bäume leicht entwurzeln können.

Also muss eher mit abknickenden Ästen wegen Trockenheit gerechnet werden?
Schon möglich, denn grundsätzlich knicken Zweige und Äste ab, wenn sie nicht genügend Wasserzufuhr bekommen haben.

Sonja Frosch

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