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Berlin: Oscar-Nominierung: Kamel weint, Regisseur lacht

Für das Warten auf die Nachricht seines Lebens hat Regisseur Luigi Falorni sich den Zoo als Kulisse ausgesucht. Im Hintergrund kauen gelangweilt fünf Kamele, davor wartet nervös der Filmemacher.

Für das Warten auf die Nachricht seines Lebens hat Regisseur Luigi Falorni sich den Zoo als Kulisse ausgesucht. Im Hintergrund kauen gelangweilt fünf Kamele, davor wartet nervös der Filmemacher. Jetzt klingelt sein Handy. Hollywood hat entschieden: Falornis Erstlingsfilm „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ ist für den Oscar nominiert. In der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. „Damit hätte ich nie im Leben gerechnet“, sagt der 34-Jährige, der seit Juni in Friedrichshain wohnt. Er hatte einen kleinen, einen einstündigen Fernsehfilm machen wollen. Dann wurde aus dem Dreh in der Mongolei ein 90-minütiger Kinostreifen. Fast 303000 Zuschauer sahen ihn in Deutschland. In den USA hat er mehr als 1,7 Millionen Dollar eingespielt.

Die Geschichte: In der Wüste Gobi wird ein weißes Kameljunges von der Mutter verstoßen. Doch als die Hirten ihr nach einem uralten Ritual Geigenmusik vorspielen, beginnt die Kamelmutter zu weinen und nimmt ihr Junges wieder an. Falorni, gebürtiger Italiener, drehte den Film zusammen mit der Mongolin Byambasuren Davaa während des Studiums an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. „Der Film ist in dieser chaotischen und turbulenten Welt gerade im richtigen Moment in die Kinos gekommen“, sagt er. „Ein leiser Film, der sich auf vergessene Werte besinnt.“

Ernsthafte Gedanken zur Oscarverleihung in der Nacht zum 28. Februar machte sich Luigi Falorni gestern noch nicht. „Brauche ich wirklich einen Smoking?“, fragte er. „Mir wäre ein Kamelhaarkostüm lieber.“

Aliki Nassoufis

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