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O Ottilein, o Ottilein, wie grün ist deine Mütze. Als Faultier Sid in „Ice Age“ näselte sich Otto aufs Neue ins Herz seiner Fans, jetzt gibt er den boshaften Miesepeter Grinch.

©  Thilo Rückeis

Kinostart mit Otto Waalkes: Der Grinch ist zurück

Der Grinch, der alte Weihnachtsfesthasser, ist wieder im Kino zu sehen. Gesprochen hat ihn ein ausgewiesener Spaßmacher: Otto.

Die Farben des Weihnachtsfests? Schneeweiß ja nun leider immer seltener, jedenfalls hierzulande. Sich vom traditionellen Rot seines Wintermantels zu trennen, wird der Weihnachtsmann dagegen nicht wagen, auch Gold gehört wohldosiert zu den optischen Ingredienzien der kommenden Wochen. Und dann erst Grün, man blicke nur auf das vertraute saisoneigene Liedgut: „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.“ Vorherrschend ist ein sattes, durchweg dunkles, irgendwie beruhigendes Grün, in das sich diesmal allerdings ein neuer, heller, man muss fast sagen, greller Farbton mischt: das Giftgrün des Grinch.

Zuerst sprach Boris Karloff den Grinch

Ja, der alte Miesepeter ist wieder da, der ausgewiesene Weihnachtfesthasser. Als Romanfigur hatte ihn 1957 der US-amerikanische Kinderbuchautor Theodor Seuss Geisel erfunden. Neun Jahre später war er erstmals in einem Zeichentrickfilm zu sehen, mit dem Finsterling Boris Karloff als Sprecher, im Jahr 2000 dann in einer Realverfilmung, den grünen Zottelkerl gab darin Grimassenschneider Jim Carrey. Und nun eben ist der Grinch, wieder als Animationsfilm und sogar in 3D, seit diesem Donnerstag erneut im Kino, doch nicht länger muss man sich vor ihm gruseln. Denn während Boris Karloff zuvor als Monster in „Frankenstein“ brilliert und sich in die Köpfe seines Publikums gespielt hatte, hat diesmal ein erprobter Faxenmacher die Rolle übernommen: Otto.

Raue Schale, weiches Herz. Der Grinch ist gar nicht so böse wie er tut.
Raue Schale, weiches Herz. Der Grinch ist gar nicht so böse wie er tut.

© Illumination/Universal Pictures/dpa

Eine Rolle, die auch modisch verpflichtet. Als Otto Waalkes noch einer der sieben Zwerge war, trat er bei Präsentationen seiner märchenhaften Filme gerne mit dunkelroter Zipfelmütze auf. Und auch diesmal würde ein Ostfriesennerz wohl zu dem gebürtigen Emdener, aber nicht zu seiner Rolle passen. Und so trägt Otto eben Grün, als er am Sonntagabend im Foyer des neuen UCI Luxe am Mercedes-Platz in Friedrichshain auftaucht, zur ersten Berliner Preview des Films, der eine zweite im Steglitzer Titaniapalast am selben Abend folgt. Grinch-Grün das Jacket, Grinch-Grün auch die Schiebermütze, die oben in einem dünnen Fransenbüschel ausläuft, der Frisur des fiesen Weihnachtshassers nicht unähnlich. Nur das blaue Ice-Age-T-Shirt erinnert an frühere Erfolge als Synchronsprecher.

Zuckerbäckerhaft und kindertauglich

Aber hasst der Grinch, wie er in dem neuen, unter der Regie von Scott Mosier und Yarrow Cheney zuckerbäckerhaft und uneingeschränkt kindertauglich gestalteten Animationsfilm präsentiert wird, das Weihnachtsfest denn tatsächlich? Klar, er lebt in einer finsteren, mit allerlei technischem Schnickschnack möblierten Höhle hoch über dem feierlustigen Dörfchen Whoville. Das macht sich gerade daran, das Weihnachtsfest mit allem glitzernden Pomp, unzähligen Lichterketten und imposanten Geschenkebergen zu begehen – für Otto eine geschickte Art, Einwände gegen den Konsumrausch zu Weihnachten einzuflechten, wenn kaufen, kaufen, kaufen zur ersten Bürgerpflicht werde. Und es stimmt schon, der Grinch zerstört mutwillig von Kinderhand sorgsam geformte Schneemänner und treibt anderen Unfug, stiehlt sogar die Geschenke samt der glitzernden Dekorationen. Aber als er sieht, dass die Dorfbewohner all dies fast achselzuckend hinnehmen, sich allem Verlust zum Trotz dennoch fröhlich im Kreis zusammenfinden und liedersingend in Harmonie das Weihnachtsfest begehen – da, ja, da ist es auch um den Grinch geschehen.

Selbst der Grinch muss zugegen: Weihnachten ist doch gar nicht so schlecht.
Selbst der Grinch muss zugegen: Weihnachten ist doch gar nicht so schlecht.

© Illumination and Universal Pic/Universal Pictures Germany/dpa

Womit sich die Frage an Otto, wie das denn zusammenpasse – der alte grüne Miesepeter und der Spaßmacher –, ganz einfach in Zuckerwatte auflöst, sozusagen, denn „eigentlich ist dieser Grinch nur oberflächlich ein Miesepeter, steckt in der rauhen Schale doch ein weiches Herz“. Er versuche wohl, böse zu sein, aber das gelinge ihm nicht, nimmt Otto den grünen Weihnachtspartyschreck in Schutz. Schon wie liebevoll er mit Tieren, seinem Hund besonders, umgehe! Zuletzt komme ja noch der „Gesinnungswandel, wenn er plötzlich einsieht, dass er nicht Weihnachten hasst, sondern allein zu sein“. Für Otto ist das „eine ganz gute Botschaft“, schließlich gehe es ja um Weihnachten, das Fest der Liebe. „Da dachte ich mir, das kann man machen, da bin ich dabei.“

Zumal er bei der Rolle „genügend Freiraum hatte, Otto-spezifische Sachen einfließen zu lassen, Kichern, Jodeln – eben alles, was ich so mache“. Also eine ganz andere Art zu sprechen als Benedict Cumberbatch, der dem Grinch im Original seine Stimme lieh, „sehr sophisticated“, aber ihm liege das nicht so, sagt Otto, er möge es lieber „mehr massenkompatibel“. Obwohl er diesen britischen Schauspieler gerne mal kennenlernen würde, „ein toller Typ, der kann ja alles“.

Vom quengelnden Faultier Sid zum "Würger von Wolfenbüttel"

Er selbst aber kann auch so einiges, macht es gleich vor, fällt vom näselnden Quengeln des kleinen, zierlichen Faultiers Sid aus „Ice Age“ unmittelbar ins boshafte Grummeln des Grinch, von der hohen in die tiefe Stimmlage, die beherrscht er schließlich auch, schlüpft zur Demonstration kurz mal in alte Sketchrollen, kramt seinen „Würger von Wolfenbüttel“ hervor – eine kleine Privatvorstellung im Kinofoyer.

Die Geschichte vom Grinch kannte Otto zuvor „überhaupt nicht“, hat auch den Film mit Jim Carrey nie gesehen. Was er selbst wollte: „eine liebenswerte, kleine, kinderfreundliche Geschichte erzählen“, und das scheint ihm gelungen zu sein. Ein paar Vorstellungen habe es schon gegeben, mit Erfolg, die Kids liebten den Film. Insgesamt 22 Kinos in 21 Städten will Otto auf seiner Kinorundreise besuchen, eine Ochsentour mit bis zu sechs Städten pro Tag. „Das wird diesmal mein Weihnachten sein, zusammen mit den Grinch-Fans.“ Ein paar Grimassen noch fürs Foto, rasch zwei Ottifanten aufs Papier geworfen zur Erinnerung – die Fans im Kinosaal warten schon.

Ab heute in 26 Berliner Kinos, meist in 3D, zweimal OV, einmal OmU

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