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Ein Imam und ein Rabbi geben sich die Hand (Archivbild).

© dpa

Otto-Wels-Grundschule in Kreuzberg: Shalom Aleikum: Stunde der Toleranz mit Imam und Rabbi

Ein Rabbi, ein Imam und viele neugierige Kinder: Das Projekt meet2respect schickt Geistliche für "Stunden der Toleranz" in Berliner Schulen. Ein Bericht aus Kreuzberg.

„Wenn Gott gewollt hätte, hätte er alle Menschen zu Muslimen oder alle Menschen zu Juden gemacht.“ Hat er aber nicht. „Und darum muss jeder selbst entscheiden, ob und wie er glaubt“, fügt Fazli Altin hinzu.

Willkommen in der Stunde der Toleranz und des Respekts in der Otto-Wels-Grundschule in Kreuzberg. Knapp 20 Fünftklässler, die meisten von ihnen Muslime, sitzen erwartungsvoll auf ihren Stühlen und haben nur Augen für zwei Männer, die gekommen sind, um ihnen ein Beispiel zu geben. Der eine, Altin, ist muslimischer Imam; der andere, Daniel Alter, ist Rabbiner der Jüdischen Gemeinde und stadtweit bekannt, seit er in Gegenwart seiner kleiner Tochter von muslimischen Jugendlichen zusammengeschlagen wurde. „Ich will nicht, dass meine Kinder so etwas erleben, und ich will nicht, dass eure Kinder so etwas jemals erleben müssen“, sagt der Rabbi.

Alle haben den gleichen Gott

Jetzt ist Altin dran. „Auch ich bin hier, weil ich will, dass niemand wegen seiner Religion diskriminiert wird.“ Dann erzählt er von dem Brandanschlag auf die Mevlana-Moschee im vergangenen Sommer und davon, dass er im Laufe seines Lebens immer wieder auf Diskriminierung gestoßen ist, „obwohl wir doch alle Teil einer Gemeinschaft sind“, sagt Altin, der bis vor kurzem Vorsitzender der Islamischen Föderation war.

Kein Platz für hass: Daniel Alter (l.) und Fazli Altin in der Otto-Weiß-Grundschule.
Kein Platz für hass: Daniel Alter (l.) und Fazli Altin in der Otto-Weiß-Grundschule.

© Bernhard Heider

Auch die Kinder sollen erzählen, was ihnen aufgrund ihres Glaubens zugestoßen ist. „Ich wurde getreten und am Bein verletzt, weil ich Alevitin bin“, sagt eine Schülerin in der ersten Reihe. Ali berichtet, dass der christliche Freund seines Cousins schlecht über den Propheten Mohammed geredet habe. „Das tat mir weh“. Und wieder geht eine Hand in die Höhe: „Wir haben alle den gleichen Gott. Muslime, Juden und Christen“, sagt Alis Mitschüler.

Die Männer vor ihnen nicken. „Der Gott, an den wir glauben, ist der gleiche. Wir haben nur verschiedene Arten zu glauben, verschiedene Wege zu Gott“, drückt es Alter aus. „Wir sind die religiösen Nachfahren der Juden“, schließt Altin an.

"Friede sei mit euch"

So geht es die ganze Zeit: In schönster Eintracht sitzen der Rabbi und der Imam vor den Schülern und demonstrieren schon durch ihre Körperhaltung, dass Juden und Muslime durchaus miteinander auskommen können. Sie erzählen, dass ihre Religionen die gleichen Propheten kennen und dass „Salam aleikum“ und „Shalom aleichem“ die gleiche Bedeutung haben: „Friede sei mit Euch“. Und am Schluss steht fest: Sie wollen mit den Schülern gemeinsam eine Moschee und eine Synagoge besuchen. Die Schüler sind begeistert.

„Meet2respect“, nennt sich das, was das Netzwerk „Leadership Berlin“ ins Leben gerufen hat, um Intoleranz, Diskriminierung und Gewalt in Schulen zu begegnen. In lockerer Reihenfolge gehen Imame und Rabbiner in Klassen mit mehrheitlich muslimischen Kindern. Überwiegend christliche Klassen bekommen Besuch von einem Pfarrer und einem Imam. Außerdem organisiert das Netzwerk Begegnungen zwischen Vertretern des Islam und der schwul-lesbischen Community.

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