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Berlin: Pack die Maurerkelle aus

Der Senat hat es endgültig beschlossen: Das Strandbad Wannsee wird saniert. Und die Arbeiten sollen sogar billiger werden als ursprünglich geplant

Im Herbst, wenn keiner mehr baden will, werden Bauleute ihre Maurerkellen einpacken und raus ins Strandbad Wannsee ziehen. Sie wollen dem andauernden Verfall ein Ende bereiten. „Dann wird hier richtig gearbeitet“, hieß es gestern bei der Stiftung Denkmalschutz Berlin. Die Voraussetzungen, das marode Bad aufzupolieren, hat der Senat gestern geschaffen. Das Land stellt für die Sanierung des Strandbades vier Millionen Euro bereit. Die private Stiftung will den Hauptanteil von 8,5 Millionen Euro aufbringen. Zum hundertjährigen Geburtstag des Bades in drei Jahren soll „eine der schönsten Freizeitanlagen Berlins wieder ihre volle Attraktivität besitzen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg JungeReyer.

Noch am Sonntag war seitens der Stiftung von zwölf Millionen Euro die Rede, die bereitgestellt werden sollten. Das Werbekonzept sei darauf aufgebaut. Warum es nun weniger sind, ließ sich gestern von der Stiftung nicht erfahren. Dafür sprach Petra Rohland aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von einer „Option“ auf zwölf Millionen Euro. Es hätte sich herausgestellt, dass sich zwei Bauabschnitte günstiger realisieren ließen. Überhaupt werde die geplante Sanierung vermutlich nicht mehr als 12,5 Millionen Euro kosten. Frühere Schätzungen mit doppelt so hohen Gesamtkosten der Sanierung seien ebenfalls überholt.

Die Bauarbeiten, hieß es aus dem Senat, werden dem Stand der Mittel entsprechen, die der Stiftung zur Verfügung stehen. Das Geld soll aus Werbeeinnahmen, Spenden und Arbeitsmarktprogrammen zusammenkommen. Vorgesehen sind von Herbst an beispielsweise „Megaposter“ in fast allen Bezirken. Geplant ist außerdem, dass Müllwagen der Berliner Stadtreinigung für die Spendenaktion werben sollen. Die Sanierung des Strandrestaurants „Lido“, vermutlich rund 2,5 Millionen Euro teuer, soll ein Pächter übernehmen, der noch gefunden werden muss. Luxusgastronomie kann sich die Senatorin hier nicht vorstellen. Dagegen wiederum Sauna oder Wellness in den einstigen Umkleidehallen, von denen nur die Hüllen restauriert werden sollen.

Die Sanierung des Strandbades, seit fast 30 Jahren geplant, scheiterte immer wieder am Geld. Bevor die Bäderbetriebe die Anlage übernahmen, stand sie unter der Regie des Bezirksamtes Zehlendorf, das mit der Unterhaltung des Bades überfordert war. Mit seinem 1,2 Kilometer langen und 80 Meter breiten Sandstrand ist „Wannsee“ das größte Binnenseebad Europas. 1907 wurde hier erstmals eine offizielle Badestelle eingerichtet. Die heutigen Bauten entstanden nach Plänen des Architekten Richard Ermisch Ende der zwanziger Jahre. Conny Froboess machte in den 50er Jahren das Bad mit ihrem Lied „Pack die Badehose ein“ berühmt.C. v. L.

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